Gemeinderäte diskutierten über Pläne für das neue Rathaus
Eine umfangreiche Tagesordnung mussten die Tegernheimer Räte in ihrer Junisitzung abarbeiten. Neben dem Thema Rathausneubau standen ein Vortrag des Gemeindearchivars zu den jüngsten archäologischen Funden sowie eine Reihe weiterer gemeindlicher Belange zur Beratung an.
Zu Beginn der Sitzung gab Bürgermeister Kollmannsberger bekannt, dass die Umgestaltung der nördlichen Kirchstraße im nichtöffentlichen Teil der letzten Sitzung an die Firma Swietelsky aus Traunstein vergeben wurde.
Dann erläuterte Architekt Michael Bayer vom Planungsbüro karlundp die Vorentwurfsplanung für das neue Rathaus. Entgegen der Wettbewerbsplanung ergaben sich zahlreiche Änderungen, die einerseits aus den Wünschen der Mitarbeiter und Fachplaner aber auch aus veränderten Rahmenbedingungen wie dem Wegfall des Trafogebäudes, der zunehmenden Digitalisierung und Umweltgründen erfolgten.
Der Planer stellte die Grundrisse und Ansichten des vergrößerten Baues dar und ging kurz auf die wesentlichen Änderungen ein. Das für Veranstaltungen oder ähnliches gestaltete Foyers könne von den Büros abgetrennt benutzt werden. Zudem kann das Trauzimmer bei Bedarf um den Fraktionsraum erweitert werden. Im Obergeschoss erhält das neue Rathaus einen deutlich größeren Sitzungssaal und eine vergrößerte Teeküche für die Mitarbeiter. Im geplanten Turm soll ein Teil der Lüftungstechnik untergebracht werden. Im Inneren erhält das Holzbauwerk Gipskartonwände; außen ist eine Putzfassade sowie im Bereich des Sitzungssaals eine fasergebunde Vertäfelung geplant.
Der Turm stand im Mittelpunkt der Diskussion
Neben kleineren Änderungswünschen, z. B. eine Abtrennmöglichkeit für das Besprechungszimmer im EG durch zwei statt einem großen Fenster sowie der Reinigungsproblematik der zahlreichen Festverglasungen stand vor allem der Turm an der Ostseite im Mittelpunkt der Diskussion. Astrid Seitz vermisste für den Turm an der Ostseite des Gebäudes eine klare Funktion und lehnte ihn in der geplanten Größe ab. Sebastian Zirngibl sah den Turm als Erkennungszeichen für das neue Rathaus und erklärte, dass er auch Bestandteil der Wettbewerbsplanung war. Ähnlich äußerte sich auch Roberto Mazzotta, der im Turm keine entscheidende Kostensteigerung des Gesamtbauwerks sah. 2.Bürgermeister Jürgen Beier vertrat die Meinung, der Turm passe nicht unbedingt zu Tegernheim. Er sei jedoch Teil der modernen Gesamtarchitektur.
Alternativplanung für das Dach gefordert
Herbert Wesselsky forderte vom Planer eine Alternativplanung für das sehr spitze einseitige Dach. Auf seine Nachfrage nach dem Umfang der Vergrößerung des Gesamtbauwerks sagte der Planer, dass die Nutzfläche von 931 auf 1073 Quadratmeter und das Bauvolumen um rund 45 Prozent angestiegen seien. Der Bürgermeister stellte heraus, dass ein Teil der Vergrößerung aus den Personalwünschen aber auch aus den technisch bedingten höheren Räumen resultiere. Der Einbau der Raumlüftung benötige eine Raumhöhe von 3,50 statt drei Metern. Wolfgang Kollmannsberger forderte eine Reduzierung der Turmhöhe von derzeit 16 Metern. Alfred Federl schließlich sah in der Größe des Gesamtgebäudes ein Problem für die zukünftige Bebauung im Ortsinnern. Das rund 42 Meter lange Rathaus sei seiner Meinung nach nicht bebauungsplankonform.
Kosten liegen derzeit deutlich über Ansatz
Auf seine Nachfrage nach den Gesamtkosten, erklärten Planer und Bürgermeister, dass man derzeit deutlich über dem Ansatz von 3,5 Millionen Euro liege. Alleine die Elektroausstattung belaufe sich auf 900 000 Euro. Da das Planungsbüro derzeit noch Einsparpotentiale prüfe, könne noch keine konkrete Summe genannt werden, sagte der Architekt. Ohne Abstimmung kam das Gremium überein, dass vor einer endgültigen Beschlussfassung noch die Zahl der benötigten Stellplätze und die Größe und Zahl der Besprechungszimmer geprüft werden sollen. Zudem sollen für den Turm Alternativplanungen erstellt und im Inneren und Äußeren Holz als Gestaltungselement eingesetzt werden.
Bild zeigt die Südansicht des geplanten Tegernheimer Rathauses mit dem Turm im Osten
Archäologische Funde im Baugebiet Süd-West
Bei der Erschließung des neuen Baugebietes gab es eine Fülle von geschichtsträchtigen Funden. Die Verwaltung regte an, die Siedlungsgeschichte und Funde mittels Schautafeln in einem kleinen gemeindeeigenen Grundstück zu dokumentieren. Federführend sollte der Gemeindearchivar Hans-Joachim Graf das Projekt betreuen. In einem kurzen Vortrag zeigte Graf dann die Siedlungsgeschichte Tegernheims bzw. die verschiedenen Ausgrabungsorte näher auf. Bei zufälligen Grabungen habe man 1936/37 erste Urnengräber im westlichen Gemeindegebiet gefunden. Einige dieser gut erhaltenen Urnen befinden sich im städtischen Museum in Regensburg.
2019/20 machten Forscher rund 500 Funde
Bei den Grabungen 2019/20 fanden die Archäologen weitere rund 500 Exponate aus der Urnenfeldkultur der späten Bronzezeit zwischen 1300 bis 800 vor Christus. Die meisten Fundstellen lagen im Bereich des geförderten Wohnungsbaus im Süden des Baugebietes. Eine kleine Sensation war allerdings das Auffinden von zwei Körpergräbern aus der Zeit um 2200 v. Chr. Die beiden Menschen waren in der rund 4000 Jahre lang praktizierten Hockerstellung begraben und die Skelette gut erhalten. Neben den Ausstellungstafeln könnten einige Fundstücke auch im neuen Rathaus einen Platz finden, regte der Archivar abschließend an. Einstimmig votierte das Gremium für die Aufstellung von sechs Schautafeln für rund 8000 Euro.
Ausbau des Bayern WLAN an der Mehrzweckhalle
Auf Wunsch einiger Bürger regte die Verwaltung an, das BayernWTAN um zwei OutdoorAccessPoints zu erweitern. Diese befinden sich im Osten beim Ausgang der Kegelbahn und in der Nähe des Haupteingangs. Da die Kabel bereits vorbereitet wurden, ist eine schnelle und kostengünstige Umsetzung möglich. Mit 15:2 Stimmen befürwortete der Gemeinderat die rund 2500 Euro teuere Maßnahme. Einstimmig genehmigte das Gremium die durch die Heizzentrale notwendige Verlegung der Petanque-Plätze. Die sechs Spielfelder sollen direkt hinter der Mehrzweckhalle errichtet werden und kosten rund 40 000 Euro.
Restarbeiten am Bolzplatz einstimmig beschlossen
Ebenfalls einstimmig sprachen sich die Räte für die Durchführung der Restarbeiten am Bolzplatz aus. Neben einem Eingangstor sollen zwei Grills angeschafft und die beschädigte Tür zum Volleyballfeld erneuert werden. Das ebenfalls beschädigte Gerätehaus soll dagegen lediglich wieder instand gesetzt werden. Sebastian Zirngibl und weitere Redner zeigten sich unzufrieden, dass Teile der Anlage immer wieder beschädigt und vor allem die Abfallentsorgung sehr mangelhaft ausgeführt werde. Außerdem wird die Anlage zum Teil durch Erwachsene und Auswärtige auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt. Ohne Aussprache lehnte das Gremium einen Antrag auf Vorbescheid zur Errichtung von zwei Dreispännern einschließlich Garagen für ein Grundstück an der Hauptstraße ab. Das Grundstück, für das bereits ein genehmigtes Baurecht besteht, liegt innerhalb des derzeit in Bearbeitung befindlichen einfachen Bebauungsplanes. Eine Ausnahme von der geltenden Veränderungssperre würde die Planung erschweren, erklärte die Verwaltung. Unter Punkt Informationen und Anfragen kritisierte Sebastian Zirngibl die ungemähten Kinderspielplätze. Astrid Seitz regte die Anbringung einer weiteren Kleinkinderschaukel auf einem der Spielplätze an.
(aus der Donaupost)