Aus dem Ortsverein 2005

Tegernheim. Der geplante Verkauf des gemeindlichen Wasserleitungsnetzes an die Rewag und der Antrag der Gemeinderatsfraktion zur Errichtung eines Seniorenheimes standen im Mittelpunkt der jüngsten öffentlichen Versammlung des SPD-Ortsvereins am vergangenen Mittwoch im Gasthaus Götzfried.

Mit dem abgewandelten Faustzitat "Wasser ist ein besonderer Saft" leitete der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Meinrad Hirschmann, seine Ausführungen zum Thema Verkauf des Wasserleitungsnetzes ein. Dann stellte er kurz die wichtigsten Ergebnisse des von der Rewag und der Gemeinde gemeinsam in Auftrag gegebenen Ertragswertgutachtens vor. Danach müssen den Berechnungen des Planungsbüros zufolge bis 2008 das Leitungsnetz im alten Ortskern erneuert, die Wasserleitung im Bereich der Hauptstraße auf öffentlichen Grund verlegt und innerhalb der nächsten 20 Jahre rund 1.200 Hausanschlüsse ausgetauscht werden.

Die Kosten dafür belaufen sich auf rund drei Millionen Euro. Aufgrund dieser Berechnung müsste der Wasserpreis in Tegernheim bis 2013 von derzeit 1,70 Euro weiter angehoben werden. Um den Wasserpreis zu halten, habe die Rewag nur einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro geboten.

Rewag übernimmt Rohrbruchkosten

Bei einem Verkauf des Leitungsnetzes müsste die Investitionssumme von der Rewag aufgebracht werden. Neben der Übernahme dieser Kosten ergäben sich noch weitere Vorteile für die Gemeinde, stellte Hirschmann heraus. So würde die Rewag die Kosten für die 2004 erfolgte Verlegung des Teilstücks in der Hauptstraße von rund 70.000 Euro übernehmen. Ferner trage die Rewag bei einem Wasserrohrbruch in den Privatgrundstücken die gesamten Kosten. Nach der geltenden Tegernheimer Satzung müsse für diese alleine der Grundstückseigentümer aufkommen. Kosteneinsparungen ergäben sich zudem für die Gemeinde, da der Bauhof und die Verwaltung nicht mehr mit dem Wasser beschäftigt seien. Zudem besitze die Rewag einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst. Eine insgesamt positive Bewertung habe er vom zweiten Bürgermeister aus Zeitlarn erhalten, dessen Gemeinde im vorigen Jahr das Netz mit einem einstimmigen Beschluss an die Rewag verkauft habe.

Dagegen sei jedoch einzuwenden, so Hirschmann, dass die Gemeinde als Kaufpreis nur den symbolischen Preis von einem Euro erhalte und der Wasserpreis um rund 50 Cent höher sei als in Regensburg. Da die Rewag ein profitorientiertes Unternehmen sei, könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Preis in Zukunft noch weiter steige. Auch verliere Tegernheim einen Teil seiner kommunalen Selbstständigkeit und dadurch ein Stück Bürgernähe. Seiner Meinung nach sei das "vorgelegte Vertragsangebot in vielen Punkten auch zu vage" und enthalte keinen spürbaren Vorteil für die Bürger, sagte Hirschmann.

Gefahren erkannt

In der Aussprache vertrat Werner Laudehr die Auffassung, dass man aufgrund der Wasserpreiserhöhung im Jahr 2004 mit stattlichen Mehreinnahmen rechnen könne. Wenn man diese systematisch in die Reparatur des Netzes investiere, könne man auch ohne Rewag eine gut funktionierende Wasserleitung aufbauen. Ähnlich argumentierte auch Gemeinderat Rolf Wedl. Er sah nach einem Abschluss des Betreuungsvertrages mit der Rewag einen Überschuss von rund 200.000 Euro gegeben. Mit dieser Summe könne das Leitungsnetz jährlich erneuert werden. Ein Verkauf komme für ihn nur in Frage, wenn die Rewag Tegernheim in die Solidargemeinschaft ihres großen Netzes aufnehme und den gleichen Preis verlange wie in Regensburg.

Fraktionssprecher Herbert Wesselsky erinnerte daran, dass der Anstoß zum Verkauf des Netzes von der Gemeinde ausgegangen sei. Seiner Meinung nach habe die Rewag auch kein allzu großes Interesse an der Übernahme des Leitungsnetzes gezeigt. Er sah allerdings die Gefahr gegeben, dass bei einem Verbleib des Netzes in Gemeindehand die erwirtschafteten Überschüsse für andere Aufgaben ausgegeben und nicht in das Leitungsnetz investiert würden. Algis Juknevicius sah auf lange Sicht ebenfalls die Gefahr, dass die Gemeinde weder finanziell noch organisatorisch die Wasserversorgung erhalten könne.

Wasserverluste eindämmen

Dritter Bürgermeister Reinhard Peter, der über die verschiedenen Gespräche mit der Rewag und der Südgruppe berichtete, zeigte sich, überzeugt, dass beim jetzigen Preis die Wasserversorgung in den Händen der Gemeinde bleiben sollte. Peter Rempter und Karl Cramer forderten schnelle Maßnahmen zum Eindämmen der hohen Wasserverluste. Dadurch könnte der Wasserpreis langfristig sogar wieder billiger werden, da die Gemeinde im Gegensatz zur Rewag keinen Gewinn mit Wasser machen dürfe.

Herbert Wesselsky informierte seine Parteigenossen ferner über den Antrag der SPD-Fraktion, mit dem die Gemeindeverwaltung aufgefordert werde, Maßnahmen zu ergreifen, um die Errichtung eines Seniorenheimes mit Plätzen für betreutes Wohnen in Tegernheim zu fördern. Eine derartige Einrichtung sei aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in Tegernheim und den umliegenden Gemeinden notwendig und sinnvoll, damit ältere Mitbürger ihre gewohnte Umgebung im Alter und bei einer Behinderung nicht wie bisher verlassen müssten. Die Gemeinde solle dazu mit den zuständigen staatlichen Stellen eine Bedarfsanalyse durchführen und dann einen Investor suchen.

Ferner solle geprüft werden, ob das bisher unbebaute und günstig gelegene Grundstück "Am Hohen Sand" als Erbbaugrundstück zur Verfügung gestellt werden könne. Dies würde die Verwirklichung fördern und der Gemeinde langfristig ein Mitspracherecht bei der Belegung sichern. Rolf Wedl ergänzte die Ausführungen und berichtete von einem Informationsbesuch der SPD-Gemeinderatsfraktion im Obertraublinger Seniorenheim im vergangenen Jahr.

(Bericht der Donaupost vom 19. Februar 2005)