Geschichte der Gemeinderatswahlen in Tegernheim

Die Geschichte der Tegernheimer Gemeindewahlen lässt sich bisher in vier Phasen einteilen:

  • Die unmittelbare Nachkriegszeit von 1946 bis 1948,
  • die Michael-Wimmer-Phase von 1948 bis 1966, in der die SPD 18 Jahre lang dominierte,
  • die Phase der absoluten CSU-Mehrheit von 1966 bis 1990 (Schober / Beutl)
  • die Phase des 3-Parteien-Systems seit 1990.

Mit Alois Federl stellte die CSE, der Vorläufer der CSU, von 1946 bis 1948 den 1. Bürgermeister. Alle zehn Gemeinderäte gehörten der CSE an, da 1946 keine andere Liste zur Wahl angetreten war.

Eines der dringendsten Probleme nach dem 2. Weltkrieg war die Unterbringung und Integrierung der Flüchtlinge. Im Jahr 1950 wurden in Tegernheim 353 Flüchtlinge (21,2% der Wohnbevölkerung) registriert. Dies führte dazu, dass von 1948 bis 1960 Flüchtlingswählergemeinschaften bzw. -parteien an den Gemeinderatswahlen teilnahmen.

Nicht zuletzt durch die Parteienzersplitterung Ende der 40er bis Anfang der 60er Jahre (Flüchtlings- und Bayernpartei), die hauptsächlich zu Lasten der CSU ging, konnte sich die SPD bei den Gemeinderatswahlen und Landtagswahlen in Tegernheim als stärkste Partei durchsetzen. Auf kommunaler Ebene profitierte die SPD auch von der Persönlichkeit des 1. Bürgermeisters Michael Wimmer.

Bei den Gemeinderatswahlen 1956 und 1960 erreichte die SPD sogar die absolute Mehrheit der Stimmen. Auch bei den Landtagswahlen von 1950 bis 1962 lag die SPD in Tegernheim deutlich vor der CSU.

Mitte der 60er Jahre trat jedoch ein entscheidender Wandel ein. Die Wohnbevölkerung in Tegernheim nahm sehr stark zu. Diese Neubürger konnte die SPD nicht in entsprechendem Maße gewinnen. Die Folge war, dass sie bei den Gemeinderats- und Landtagswahlen stagnierte, während die CSU in einem großen Sprung an den Sozialdemokraten vorbeizog. Die weiter andauernde Neustrukturierung der Tegernheimer Bevölkerung ließ die SPD später sogar zu einer 30%-Partei werden. Ausschlaggebend für den Aufstieg der Union war wahrscheinlich auch die Gründung des CSU-Ortsverbandes im Jahr 1963.

Zur besseren Darstellung des veränderten Wahlverhaltens stützt sich das nachfolgende Diagramm auf die absoluten Stimmenanteile von SPD und CSU bei den Landtagswahlen von 1950 bis 1974. Hier wird das Verhältnis zwischen der rasanten Zunahme der Wohnbevölkerung ab Mitte der 60er Jahre und dem dazu parallel verlaufenden Aufstieg der CSU deutlich erkennbar.

Landtagswahlen

Mit der Wahl des CSU-Kandidaten Josef Schober zum 1. Bürgermeister (1966) erreichte die CSU erstmals eine absolute Mehrheit im Gemeinderat. Diese starke Stellung fand mit dem 1. Bürgermeister Karl Beutl eine Fortsetzung. Bei der Gemeinderatswahl 1990 gab es für keine der drei Parteien eine absolute Mehrheit. Die Bürgermeisterwahl von 1990 ging äußerst knapp aus. Der SPD-Kandidat Helmut Kindl verfehlte um 55 Stimmen nur knapp den Sieg.

Auf Grund der Wahlerfolge der FWG, die hauptsächlich zu Lasten der CSU gingen, hat sich seit 1990 in Tegernheim ein 3-Parteien-System herausgebildet; keine der Rathausparteien kann seither im Gemeinderat alleine etwas durchsetzen. Seit 1996 stellt die FWG mit Karl Hofer den 1. Bürgermeister.

Im Herbst 2007 wurde Karl Hofer gegen seine Erwartung von der eigenen Partei nicht mehr als Kandidat aufgestellt. Im März 2008 wählten die Tegernheimer Meinrad Hirschmann im zweiten Wahlgang zum 1. Bürgermeister. Nach 42 Jahren stellt die SPD wieder den 1. Bürgermeister. 2014 eroberte die FWG mit Max Kollmannsberger das Rathaus zurück.