Tegernheim. (hw) Die Vorstellung des Generalentwässerungsplanes (GEP) und zwei Bauangelegenheiten beschäftigten den Tegernheimer Gemeinderat in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr. Nach der Vorstellung der Planungsgrundlagen und der nötigen Verbesserungsmaßnahmen durch den Vertreter des Ingenieurbüros stimmten die Räte nach eingehender Diskussion einstimmig der Vorlage zu.
Als Abschluss eines langen Projektes bezeichneten Bürgermeister Meinrad Hirschmann und Diplom-Ingenieur Enno Scholz vom Planungsbüro Stelzenberger & Scholz den nun vorliegenden Generalentwässerungsplan für das Gemeindegebiet. Planungsziele waren die Vermeidung von Überstausituationen, die Anpassung an den neuen Flächennutzungsplan und die daraus sich entwickelnden neuen Baugebiete sowie die Regulierung des Regenüberlaufs in die Donau. Durch das Kanalsystem würden derzeit pro Jahr rund 210.000 Kubikmeter Schmutzwasser, 130.000 Kubikmeter Regenwasser und 80.000 Kubikmeter Fremdwasser (Grundwasser aus Leckstellen) in das städtische Klärwerk beziehungsweise direkt in die Donau abgeleitet.
Durch die 2012 abgeschlossenen Sanierungsmaßnahmen im Kanalnetz und Pumpwerk seien der Fremdwassereintrag und die Überstauhäufigkeit im Gemeindegebiet bereits unter der Norm, erklärte der Planer. Kleinere Überstauprobleme gebe es nur noch am Ende der Vilsstraße und gegenüber dem Rathaus. Diese würden aber zu keinen Gefährdungen an Gebäuden führen oder könnten mit relativ einfachen Maßnahmen entschärft werden. Zur langfristigen Verbesserung des Kanalnetzes seien aber dennoch einige weitere Maßnahmen auf der Sicht des Planers erforderlich:
Verringerung der Regenswassermenge aus dem Gebiet "Am Hang-Weinbergstraße": Da das gemeindliche Kanalnetz aufgrund seiner Nennweiten nur maximal 3.000 Liter Abwasser pro Sekunde entsorgen könne, schlug Scholz zur Entschärfung der Kanalüberlaufhäufigkeit einen zusätzlichen Regenwasserabschlag des Hangwassers in den Hardtgraben vor. Dazu müsse lediglich ein Überlauf gebaut und das Grabensystem des Hardtgrabens hydraulisch untersucht und ertüchtigt werden. Dies müsse gemeinsam mit der Nachbargemeinde Donaustauf durchgeführt werden.
Schmutzfracht verringern
Ein relativ kompliziertes Problem des Tegernheimer Kanalsystems sei die Schmutzfrachtableitung. Rechnerisch sei man zwar im Soll, in der Praxis würde das Kanalnetz jedoch am Boden verschmutzen und dieser Schmutz bei Starkregenereignissen dann zum Teil in die Donau gelangen. Diese Situation könne durch ein sogenanntes "Spülaggregat" in der Regerstraße verhältnismäßig einfach gelöst werden. Die Kosten für die beiden aus seiner Sicht vordringlichsten Aufgaben beziehungsweise Maßnahmen bezifferte der Planer auf rund 438.000 Euro.
"Bypass"-Kanal im Tegernheimer Westen: Zur Verbesserung des Kanalnetzes im Westen Tegernheims empfahl Scholz den Bau eines "Bypass"-Kanals von der Von-Heyden-Straße über das Baugebiet "Obere Felder" zur Pumpstation. Derzeit werde das im Gewerbegebiet anfallende Abwasser durch das gesamte Ortsnetz geleitet. Um Kosten zu sparen, solle diese Maßnahme allerdings erst im Zusammenhang mit der weiteren Erschließung südlich des Baugebiets "Obere Felder" erfolgen.
Weitere Maßnahmen
Neben ständigen Kontrolluntersuchungen und kleineren Verbesserungen am Kanalnetz müsse die Gemeinde zukünftig in allen neuen Baugebieten die Versickerung des Regenwassers von den Gebäuden und Verkehrsflächen verbindlich vorschreiben. Aufgrund der Abschottung des Grundwasserflusses durch den Hochwasserdamm wäre allerdings eine größere Verdunstung des Niederschlagswassers der direkten Versickerung vorzuziehen. Dies könne unter anderem durch "intensiv begrünte Dächer" erfolgen. Ferner sollten die Erdgeschossoberkanten mindestens 20 Zentimeter über der Straßenoberkante liegen, regte der Planer an.
In der Aussprache fragte Max Kollmannsberger nach dem Zeitplan für die Umsetzung. Nach Auffassung des Planers sollten die Schritte eins und zwei möglichst bald realisiert werden. Raimund Daßberger beklagte, dass ihm das Landratsamt bei seinem Neubau in der Ringstraße noch vor einigen Jahren versagt habe, einige Zentimeter mehr aus dem Boden herauszugehen. Auf Nachfrage von Herbert Wesselsky wegen einer Überflutung eines Kellers in der Isarstraße am 23. Dezember sagte der Planer, dass es sich hierbei um ein noch nicht endgültig geklärtes Problem bei der Steuerung der neuen Pumpen gehandelt habe. Die Firma sei aber bereits mit der Klärung beschäftigt. Die Frage von Reinhard Peter, ob die angeregte Bypass-Lösung auch das Gestankproblem im Mittelweg beheben könnte, wurde vom Planer bejaht, da es dann nicht mehr zu dem Stauproblem vor der in diesem Bereich eingebauten Pumpe komme. Eine rasche Lösung sei allerdings nach Aussage des Bürgermeisters in diesem Bereich aufgrund der fehlenden Bebauungsplanung nicht realisierbar.
Bürgermeister Hirschmann bedankte sich abschließend beim Planer für die detaillierte und verständliche Darstellung der Fakten. Da der GEP bereits mehrmals im Vorfeld mit den beteiligten Fachstellen besprochen wurde, sei er zuversichtlich, dass die Umsetzung keine zeitlichen Behinderungen mehr erfahre.
(Bericht der Donau-Post, 14. Januar 2013)