Gemeinderäte diskutierten in ihrer jüngsten Sitzung über Sanierung des Kanalhebewerks
Tegernheim. (hw) Die Hauptthemen "Sanierung des Kanalhebewerkes" und der "Zuschussantrag des Sportvereins zur Errichtung von Umkleiden und einer überdachten Tribüne" beschäftigten die Tegernheimer Räte in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause bis weit nach Mitternacht. Nach ausführlicher Beratung durch die anwesenden Planer und eines Rewag-Vertreters verzichteten die Räte einstimmig auf den Einbau des rund 400.000 Euro teuren Notstromaggregats.
Nachdem der Gemeinderat in der Januarsitzung bereits grundsätzlich die Erneuerung des Kanalhebewerkes beschlossen hatte, legten die Planungsbüros Stelzenberger & Scholz und Eloconsult nun die detaillierten Planungen und Kostenschätzungen vor. Ging man im Januar noch von einer Netto-Gesamtsumme von 1,08 Millionen aus, bezifferte Enno Scholz die gesamten Kosten nun auf 1,4 Millionen Euro. Außerdem empfahl der Planer eine Umlegung von Teilen der Druckleitung und eine Erneuerung der Außenanlagen und der Bauhofentwässerung mit Gesamtkosten von 200.000 Euro.
Die Kostenrnehrung begründete Scholz im Wesentlichen mit einer Mehrung bei den baulichen Maßnahmen durch ein vergrößertes Gebäude und kostenaufwändige Lärmschutzmaßnahmen für das Notstromaggregat und mit vermehrter Handarbeit beim Umbau des bestehenden Pumphauses sowie explosionsschützenden Einbauten. Scholz berichtete ferner über die bereits erfolgte Reinigung des bestehenden Überlaufwerkes zur Donau. Neben einer Ausbaggerung im Flusslauf mussten Taucher im Kanal starke Verschmutzungen und ein Gitter mittels Unterwasser-Schweißen entfernen.
Während der Umbau und die Erneuerung der Pumpen weitgehend unstrittig waren, bestand großer Informationsbedarf beim Thema Notstromversorgung. Auf Einladung von Bürgermeister Meinrad Hirschmann standen neben den Planern auch ein Vertreter der Rewag den Räten dazu Rede und Antwort. Letzterer beleuchtete anband von zahlreichen Grafiken die Gefahr eines Stromausfalls im Netz, der dann zu einem Überstau im Kanalnetz und gegebenenfalls zu Kellerüberflutungen führen könne.
Nach Aussage des Rewag- Vertreters liege die Versorgungszuverlässigkeit in Deutschland bei über 98 Prozent. Dabei schneide die Rewag im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich gut ab. Im Jahr 2008 betrug die Stromausfallzeit lediglich fünf Minuten (Bundesdurchschnitt 20 Minuten). Durchschnittlich müsse man allerdings damit rechnen, dass alle drei Jahre ein Stromausfall von rund 20 Minuten auftrete. Da das Tegernheimer Stromnetz zwei Hauptzuleitungen besitze, seien längere Ausfallzeiten nur bei einem Zusammenbruch des überregionalen Netzes gegeben.
Der Stromausfall beim Pumpwerk könnte zusätzlich durch eine Fernsteuerungseinrichtung auf fünf bis zehn Minuten verkürzt werden, erklärte der Rewagvertreter H. Thomas. Diese koste rund 7.000 Euro. Keine Prognose wagte der Fachmann allerdings auf Nachfrage über die zukünftige Leitungssicherheit nach der Abschaltung aller Kernkraftwerke.
"Nur geringes Risiko"
Ergänzend dazu zeigte Planer Scholz anhand von statistischen Regenwassermengen und unter Berücksichtigung des Tegernheimer Leitungssystems auf, dass bei einem 15-minütigen Starkregenereignis "nur ein geringes Risiko" der Überflutung bestehe, wenn es zu einem kürzeren Stromausfall käme. Nach seiner privaten Meinung gefragt sagte der Fachmann, dass auf ein Notstromaggregat verzichtet werden könne, obgleich Stromausfälle und Starkregen bei Gewittern oft miteinander aufträten.
Manfred Beck von der Elektroplanungsfirma Eloconsult erklärte, dass ein Notstromaggregat keine Pflicht sei und die meisten Gemeinden auch keines besäßen. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass die Rewag nur ein mobiles Gerät besitze. Dieses sei allerdings nicht in der Lage, die für das Tegernheimer Pump werk benötigte Strommenge zu liefern. Ablehnend äußerte sich der Planer zum Einbau einer Dieselpumpe als Notpumpe. Diese Technik sei veraltet, erklärte Beck.
Beschränkte Ausschreibung
Bei der Abstimmung sprachen sich die Räte schließlich jeweils einstimmig gegen die Anschaffung eines Notstromaggregats mit Gesamtkosten von rund 400.000 Euro aus. Abgelehnt wurde auch die Erneuerung der Außenanlagen und Bauhofentwässerung zum jetzigen Zeitpunkt. Auf Empfehlung der Planungsbüros beschlossen die Räte, die Arbeiten zur Erneuerung der Steuerungs- und Elektrotechnik sowie die benötigte Maschinentechnik und die baulichen Maßnahmen am Kanalhebewerk umgehend beschränkt auszuschreiben.
Vor der Sitzung trafen sich zahlreiche Gemeindevertreter auf dem Grundstück der Familie Schmidt in der Vilsstraße. Im Zusammenhang mit der geplanten sehr dichten Bebauung durch den neuen Bebauungsplan "Feldweg" am bisherigen Ortsrand hatte das Ehepaar um diesen Ortstermin gebeten. Nach eingehender Diskussion zeigten die meisten Gemeinderäte Verständnis für das Anliegen der betroffenen Bewohner und. erklärten sich bereit, bezüglich der Gebäudehöhen und Dichte, den Bebauungsplan in diesem Bereich nochmals zu ändern.
(Bericht der Donau-Post vom 2. August 2011)