Gemeinderatsthemen 2011

Investitionen belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Euro

Tegernheim. (hw) Die Sanierung des Hauptpumpwerks des gemeindlichen Kanalsystems stand im Mittelpunkt der ersten Sitzung des Tegernheimer Gemeinderats im neuen Jahr. Einstimmig beschloss das Gremium die nötigen Investitionen von rund 1,5 Millionen Euro. Ferner stimmte das Gremium der fünften Änderung des Flächennutzungsplans für den Bereich des Baugebiets "Hardtgraben" zu (gesonderter Bericht).

Nach der Genehmigung des Protokolls, das auf Antrag von Raimund Daßberger um zwei Punkte ergänzt wurde, stellten Enno Scholz vom Ingenieurbüro Scholz & Stelzenberger und Manfred Beck von der Firma eloconsult die Probleme und Sanierungsansätze beim Hauptpumpwerk dar.

Das Tegernheimer Abwasser wird derzeit durch zwei kleine Pumpen (Leistung zweimal 70 Liter/Sekunde) und Druckleitung in das Regensburger Klärwerk gepumpt. An der gleichen Leitung ist auch Donaustauf angeschlossen. Bei größeren Niederschlägen wird ein Teil des Wassers über zwei zusätzliche Pumpen und ein Auslaufwerk direkt in die Donau eingeleitet. Dazu sind im Pumpwerk neben dem gemeindlichen Bauhof eine Elektropumpe mit einer Leistung von 850 l/sec sowie eine Dieselpumpe mit 1500 l/sec installiert. Bis Mitte letzten Jahres war die Anlage so eingestellt, dass entsprechend der Wassermenge zuerst die Dieselpumpe und dann die E-Pumpe in Betrieb gingen. Beim gewaltigen Sommerregen 2010 versagte die Dieselpumpe aufgrund einer Überhitzung nach kurzer Zeit, sodass es zu größeren Rückstauungen im Kanalnetz und zu Kellerüberflutungen kam.

Probleme im Ablaufkanal

Neben dem technischen Problem bei der Dieselpumpe, das mittlerweile behoben ist, stellte das Ingenieurbüro bei einer weiteren Untersuchung aber auch Probleme im Ablaufkanal fest. Der Einlauf des Kanals, der bereits vor der Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals gebaut wurde, liegt unter der Wasseroberfläche und ist größtenteils mit Sand und Geröll des Flusses verstopft. Bereits in der letzten Sitzung habe man erste Abhilfemaßnahmen beschlossen, die im Frühjahr zügig umgesetzt werden, sagte der Planer. Zudem müsse der Auslauf vergrößert und in der Richtung verändert werden.

Auf Nachfrage stellte der Fachmann klar, dass das Tegernheimer Kanalnetz "hydraulisch ausgereizt" sei, da es maximal nur rund 3000 Liter Abwasser pro Sekunde ableiten könne. Eine innerörtliche Schließung der Baulücken sei noch möglich, wenn Dach- und Hofabwasser nicht in das Kanalnetz geleitet werden, sondern versickern. Für zukünftige Baugebiete müssen Regenrückhaltesysteme eingeplant werden. Genauere Erläuterungen dazu würden im derzeit entstehenden Generalentwässerungsplan aufgeführt.

Elektroplaner Manfred Beck stellte heraus, dass die Pumpen und vor allem die elektrische Steuerungsanlage mittlerweile rund 35 Jahre alt seien und unbedingt erneuert werden müssten. Es sei nur der guten Qualität der damaligen Ausführung zu verdanken, dass die "Methusalem-Anlage" bis heute funktioniere. Aus seiner Sicht sei eine Erneuerung der Pumpen und der gesamten Steuerung notwendig. Zukünftig sollten nur noch elektrische Pumpen zum Einsatz kommen.

Neben den zwei Schmutzwasserpumpen und der bestehenden Regenwasserpumpe sollen zukünftig drei weitere E-Pumpen mit jeweils 750 l/sec Leistung installiert werden. Damit könne man die anfallende Maximalmenge von rund 3000 l/sec bewältigen. Die benötigte Stromversorgung habe er bereits mit der Rewag abgeklärt. Zur Sicherheit bei Stromausfällen schlage er den zusätzlichen Einbau eines Notstromaggregats vor. Für den neuen Trafo und das Stromaggregat müsse allerdings ein Anbau an das bestehende Gebäude erfolgen.

Kostenschätzung

Nach Klärung verschiedener Fragen von Max Kollmannsberger, unter anderem zur Eigenstromerzeugung über ein Blockheizkraftwerk, legten die beiden Fachleute eine detaillierte Kostenschätzung vor. Demnach betragen die Gesamtkosten rund 1,5 Millionen Euro. Davon werden für den Umbau des Regenwasserablaufkanals 105.000 Euro, für die Pumpen 338.000 Euro, für die Trafostation 70.000 Euro, das Notstromaggregat 184.000,Euro und für die Elektro- und Steuerungsanlage weitere 74.000 Euro veranschlagt. Einschließlich der Planungskosten und Mehrwertsteuer errechnet sich dann der Gesamtbetrag von 1,5 Millionen Euro.

Die Planer bestätigten, dass umgehend mit den notwendigen Detailplanungen und Genehmigungsverfahren begonnen werden müsse, wenn die Arbeiten im Herbst und Winter 2011 durchgeführt werden sollen. Das Projekt stelle eine besondere Herausforderung dar, weil der gesamte Umbau im laufenden Betrieb geschehen müsse.

Auf Nachfrage von Roberto Mazzotta bezüglich der Notwendigkeit des rund 200.000 Euro teuren Notstromaggregats erklärten die Planer, dass dies zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben sei, aber den geltenden Regeln der Technik entspreche. Bei einem Stromausfall würde Tegernheim "wie eine Badewanne volllaufen".

Der Leitungsfachmann bestätigte die Feststellung von Herbert Wesselsky, dass bei extremen Regenereignissen und unsachgemäß erstellten Gebäudeentwässerungen kein Schutz vor Kellerüberflutungen gegeben sei. Das Kanalsystem sei auch nach dem derzeit geplanten Umbau der Anlage lediglich für das so genannte Fünfjährige-Regenereignis ausreichend.

Abschließend stellte Bürgermeister Hirschmann heraus, dass er nach den Überflutungen im letzten Jahr sofort tätig geworden sei und verschiedene Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. Einstimmig votierten die Räte schließlich für die geplanten Maßnahmen am Hauptpumpwerk.

(Bericht der Donau-Post, 17. Januar 2011)