Raumkonzept für bis zu 20 Mitarbeiter – Kosten von grob 2,6 Millionen Euro
Überwiegend Zukunftsthemen standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Tegernheimer Gemeinderates. Neben der Sanierung oder dem Neubau des Johanniterkindergartens ging es um den Bau des neuen Rathauses sowie um die Friedhofserweiterung und die Ausführung des Regenüberlaufs in der Weinbergstraße. Diskutiert wurde ferner das Raumproblem für die Mittagsbetreuung an der Grundschule. Wegen der langen Sitzungsdauer verschoben die Räte die Aussprache zu den Prüfungen der gemeindlichen Jahresrechnungen in die nächste Sitzung.
Nachdem im Januar das Thema „einfache Sanierung des Johanniter-Kindergartens“ erstmals vorgestellt wurde, ergab sich nach Gesprächen mit der zuständigen Regierungsstelle und unter Einbeziehung der weiteren Gemeindeentwicklung nach Auskunft von Bürgermeister Max Kollmannsberger eine veränderte Situation. Kernpunkte der neuen Überlegungen sind die zu erwartende Steigerung der Zahl der Kindergartenkinder und die derzeit großzügige Förderung von Neubauten mit 70%, wenn die Sanierungskosten höher als 80% der Neubausumme liegen. Der Neubau könne aber erst nach der 25-jährigen Bindungsfrist für das 1994 fertig gestellte Bauwerk erfolgen.
In einer Machbarkeitsstudie erarbeitete das Architekturbüro Beitler die notwendigen Vergleichszahlen und Fakten. Einschließlich aller Nebenkosten errechnen sich für die Sanierung des dreigruppigen Kindergartens rund 1,3 Millionen Euro. Die enorme Preissteigerung gegenüber der ersten Schätzung ergibt sich vor allem aus der Forderung der Regierung zu einer umfangreichen energetischen Sanierung. Der Neubau eines viergruppigen Baus würde rund 2,2 Millionen Euro kosten. Der Kostenvergleich ergab, dass die Sanierung etwas mehr als 80% der Neubaukosten beträgt und ein Kindergartenneubau damit zuschussfähig sei, erklärte der Fachmann. Als Standort für einen zweigeschossigen Neubau schlug der Planer die östliche Freifläche vor. Nach der Fertigstellung würde der bestehende Bau abgerissen und die Fläche als Spielfläche nutzbar.
Planer und Bürgermeister gaben ferner zu bedenken, dass die aufwändige und rund neun Monate dauernde Sanierung nicht während des Kindergartenbetriebs stattfinden könne und auch keine Ausweichmöglichkeit bestehe Alfred Federl und dritter Bürgermeister Herbert Wesselsky sprachen sich angesichts der geringen Mehrkosten für die Gemeinde und mangels Alternativen für den viergruppigen Neubau aus. Stefan Adler regte an, eventuell die Schulwiese als Standort mit einzubeziehen, um dort auch Räume für die Schule mit zu errichten. Der Bürgermeister versprach, die Planungen und Anregungen mit der Regierung abzuklären.
Rathausneubau
Bereits seit einigen Jahren steht fest, dass Tegernheim ein neues Verwaltungsgebäude benötigt. Der Neubau soll auf den erworbenen Grundstücken in der Ringstraße und unter Eibeziehung des Feuerwehrhauses entstehen. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Weber habe die Verwaltung ein Raumkonzept für 18 bis 20 Beschäftigte erarbeitet. Aufgrund dieser Vorgaben ermittelte der Planer eine Gesamtnutzfläche von rund 1180 Quadratmetern. Unter Einbeziehung der notwendigen Wände und Verkehrsflächen ergibt sich eine Gebäudegröße von rund 34 mal 15 Metern in E+OG+DG-Bauweise, erklärte der Planer. Außerdem müssten auf dem 1340 Quadratmeter großen Grundstück noch mindestens 12 Stellplätze errichtet werden. Die grob geschätzten Baukosten liegen bei rund 2,6 Millionen Euro. In einigen Planskizzen und 3D-Projektionen zeigte Weber auf, dass die vorhandene Fläche gerade noch ausreichend sei. Allerdings müsste vom bestehenden Bebauungsplan etwas abgewichen werden. Bürgermeister Kollmannsberger schlug vor, dass ein Arbeitskreis gebildet werden sollte, dem neben einigen Gemeinderäten auch Mitglieder der Verwaltung angehören sollen. Dieser sollte sich mit der Planung und späteren Nutzung des Feuerwehrgerätehauses beschäftigen und die Vorarbeiten für einen Architektenwettbewerb machen. Baubeginn könne dann im Jahre 2020 sein. Zweiter Bürgermeister Jürgen Beier regte an, die Arbeitsgruppe um engagierte Bürger zu erweitern. Gerald Höferer sprach sich angesichts der knappen Grundstücksgröße dafür aus, den Neubau des Feuerwehrgerätehauses vorzuziehen und das bestehende Gebäude abzureißen. Roberto Mazzotta forderte einen ungefähren Zeitplan, da man sich sonst verzettele.
Bild zeigt die Größenordnung des neuen Tegernmheimer Rathauses (dunkelgraues Gebäude in der Bildmitte) in der Ringstraße laut Machbarkeitsstudie
Urnenfeld und ein Überlauf
Im Herbst 2016 signalisierte die Pfarrei, dass in absehbarer Zeit eine neue Urnenwand erforderlich sei. Dazu wurden 30 000 Euro im Haushalt 2017 eingeplant. In Zusammenarbeit mit der Fachberatung für Gartenkultur und Landespflege des Landratsamtes hätte sich aber nun eine alternative Konzeption ergeben, erklärte der Bürgermeister. Die Idee der Planerin Frau Gietl sieht vor, statt einer Urnenwand ein oder zwei Urnenbeete im hinteren Teil des Friedhofs zu errichten. Diese Beete sind als Blütenstaudenbeete konzipiert, in denen die Urnen bestattet und durch eine einheitliche Metall- oder Steinstele gekennzeichnet werden. Die restlichen Flächen sollten dann im Rahmen des LEADER-Kooperationsprojektes „Blütenzauber in unseren Dörfern“ als Blumenwiese angesät werden. Die Fachfrau sah angesichts der noch zahlreichen freien Urnenwandgräber sowie der Urnengräber diesen dritten Weg als gute Alternative.
Regenüberlauf in der Weinbergstraße
Enno Scholz vom Planungsbüro S² informierte die Räte über die geplante Baumaßnahme zur Ableitung von größeren Regenwassermengen im Bereich des Hanges und der nördlichen Weinbergstraße. Dazu soll ein Stauraumkanal mit rund 1800 mm Durchmesser und eine oben liegende Entlastung sowie ein Überlauf in die Ausgleichsbecken entlang des Hardtgrabens errichtet werden. Die gesamte Maßnahme, die bereits im Generalentwässerungsplan vorgesehen war und den Kanal im Innerortsbereich entlastet soll, kostet rund 270 000 Euro. Ein befürchteter Austritt von Fäkalien wird durch ein mechanisches Filtersystem verhindert, sagte der Planer auf Nachfrage. Für Diskussionsbedarf sorgte die Mittelung der Grundschule, dass im kommenden Schuljahr insgesamt zwölf Klassen gebildet würden und daher der von der Mittagsbetreuung genützte Raum als Klassenzimmer benötigt werde. Auf eine schriftliche Nachfrage der SPD-Fraktion teilte Bürgermeister Kollmannsberger mit, dass täglich rund 25 Kinder in der Zeit von 11.30 bis 14 Uhr betreut würden. Diese Kinder stammten allesamt aus Tegernheim, da die 23 auswärtigen Kinder ausschließlich die Ganztagsklassen besuchten. Nach Auskunft des Bürgermeisters müssten zur Deckung des Raumbedarfs vier Container mit etwa 60 Quadratmeter Grundfläche im Pausenhof aufgestellt werden. Die Kosten bezifferte er auf rund 40 000 Euro. Bei einer Genehmigung durch die Regierung könnte die Gemeinde einen 40%-igen Zuschuss erwarten. Während Günther Schöberl einen Kostenvergleich mit angemieteten Containern forderte, sprach sich FWG-Sprecher Sebastian Zirngibl für eine Überprüfung der Nutzung des „weißen Ruheraumes“ aus. Ohne längere Aussprache stimmten die Räte einstimmig einem Antrag von Günther Schöberl auf Einführung eines beidseitigen Halteverbotes im Bereich des oberen Schluchtweges zu. Bürgermeister Max Kollmannsberger informierte die Räte über die zu erwartenden Steuereinnahmen im Jahr 2017. Außerdem gab er ein Schreiben der Anlieger zur Straßenhöhe des neuen Feldweges bekannt. Darin fordern die Nachbarn eine Tieferlegung der Straße um 50 Zentimeter statt der vom Gemeinderat beschlossenen 25 Zentimeter. Der Bürgermeister versprach, die Angelegenheit in der nächsten Sitzung erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Auf Nachfrage von Herbert Wesselsky wegen des Baustops bei der Fahrradratsstation erklärte das Gemeindeoberhaupt, dass aufgrund eines statischen Problems die Photovoltaikanlage noch nicht montiert werden konnte. Dies soll aber in der kommenden Woche erfolgen.
(Aus der Donaupost vom 10.07.2017)