Nur neun Prozent Leiotungsverluste – Maximal 130 000 Euro Zuschuss für Kirchenrenovierung
Verschiedene Zuschussanträge sowie die Vorstellung eines Konzepts zur zentralen Wärmeversorgung im neuen Baugebiet „Tegernheim Süd-West“ standen auf Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Tegernheimer Gemeinderates. Entfallen ist die Vorstellung des Neubaus einer Wohnanlage für betreutes Wohnen und der darauf basierende Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes, da der Bauträger seine neue Planung nicht fertig stellen konnte.
Nach der Genehmigung des Protokolls und der Bekanntgabe eines Beschlusses aus dem nichtöffentlichen Teil der letzten Sitzung erläuterte Dipl.-Ing. Thomas Marka von der Firma ENGIE Deutschland GmbH sein Konzept für eine mögliche zentrale Wärmeversorgung im neuen Baugebiet „Tegernheim Süd-West“. Anhand der geplanten Bebauung des Gebietes mit Ein- und Doppelhäusern erklärte der Fachmann, dass eine dezentrale Wärmeversorgung in diesem Teilbereich aufgrund der hohen Wärmeverluste unwirtschaftlich sei. Über das Jahr gerechnet würden rund 84% der Energie im Leitungssystem verloren gehen. Wirtschaftlich interessant sei hingegen eine zentrale Wärmeversorgung der Gebäude mit den geförderten Wohnungen. Hier würden die Leitungsverluste gerade einmal 9% betragen, wenn die Heizzentrale in einem der Wohngebäude eingebaut werde. Sein Unternehmen könnte ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zur Beheizung und Warmwasserversorgung der rund 45 Wohnungen für knapp 21000 Euro jährlichen Grundpreis und einem Preis von knapp sechs Cent je Kilowattstunde Wärme anbieten. In diesem Preis wären sämtliche Planungs-, Bau- und Wartungskosten für die Anlage enthalten. Bei Gewährung eines Baukostenzuschusses von rund 51 000 Euro seitens der Gemeinde würde sich der Grundpreis halbieren, erklärte der Fachmann. Außerdem könnte der überschüssige Strom aus dem Blockheizkraftwerk rund 10 bis 20% unter dem derzeitigen Marktpreis an die Mieter weiterverkauft werden und so zu weiteren Einnahmen führen. Marka stellte heraus, dass sein Unternehmen seit vielen Jahren im Energieversorgungs- und Servicegeschäft in ganz Deutschland tätig sei und rund 3000 Mitarbeiter beschäftige. Für Tegernheim würde daher ein mindestens zehnjähriger Vertrag zu schließen sein. In der anschließenden Aussprache sah dritter Bürgermeister Herbert Wesselsky den Kilowattpreis als durchaus konkurrenzfähig an, allerdings sei der durchschnittliche Grundpreis je Wohnung mit über 40 Euro sehr hoch. Allerdings würde die Gemeinde durch das vorgestellte Konzept viel Verwaltungsarbeit und -kosten sparen.
Kontroverse Diskussion um Heizkraftwerk
Heid Federl sah in einem gastbetriebenen Blockheizkraftwerk keine Zukunftstechnologie. Sie forderte eine Vorbildwirkung seitens der Gemeinde. Alfred Federl dankte dem Referenten für die ehrliche Aussage, dass in einem Neubaugebiet durch den geringen Wärmebedarf und die Leitungsverluste Nahwärmenetze unrentabel seien. Sebastian Zirngibl sah in einem gasbetriebenen BHKW keinen technologischen und umwelttechnischen Fortschritt. Er vermisste Alternativlösungen mit Wärmepumpen oder Holzpellets und forderte die Erarbeitung eines umweltverträglichen Konzepts, für das die Gemeinde einen 70%-igen Zuschuss erhalte. Bürgermeister Max Kollmannsberger erklärte, dass die Energie im geförderten Wohnungsbau für die Mieter möglichst günstig sein müsse und das vorgestellte Konzept eine mögliche Lösung darstelle.
Zuschuss zur Kirchenrenovierung
Das katholische Pfarramt beantragte für die dringend notwendige Sanierung der Kirche einen Zuschuss in Höhe von 10% der festgestellten bzw. geschätzten Kosten von rund 1,3 Millionen Euro. Neben der Sanierung des gesamten Innenraumes mit allen Gemälden, Figuren sowie der Heizung und Elektroinstallation soll auch der Altarraum sowie der westliche Eingang neu gestaltet werden. Von den Gesamtkosten erhält die Pfarrei einen Zuschuss von rund 45% durch die bischöfliche Finanzkammer. In der Aussprache erklärte Bürgermeister Max Kollmannsberger, dass es keine gesetzliche Grundlage für eine Bezuschussung seitens der Gemeinde gebe. Der Anteil der katholischen Gemeindebürger betrage derzeit etwas über 60%. Da die katholische Kirche als Träger des Schutzengelkindergartens sowie bei der Verwaltung des Friedhofes gemeindliche Aufgaben übernehme, sprach er sich für eine Bezuschussung der Maßnahme aus. Angesichts der zahlreichen gemeindlichen Bauvorhaben schlug er als maximalen Zuschussbetrag 80 000 Euro vor. Sandra Scheck signalisierte für die SPD-Fraktion Zustimmung zum gewünschten Zuschuss. Die Pfarrkirche sei neben dem religiösen Mittelpunkt der Gemeinde auch das älteste und wertvollste Tegernheimer Bauwerk, stellte sie heraus. Alfred Federl erinnerte daran, dass der Betrieb des kirchlichen Kindergartens durch die kostenlose Verwaltung jährlich rund 25 000 bis 30 000 Euro weniger koste als der gemeindliche und sprach sich schon aus diesem Grund für den 10%-igen Zuschuss aus. Mit 15:2 Stimmen votierte letztlich eine deutliche Mehrheit für die Bezuschussung der Maßnahme mit einem Höchstbetrag von 130 000 Euro. Einstimmige Zustimmung gab es ferner zum Vorschlag der Verwaltung, den Umbau und die Erweiterung der Regenstaufer Vogelschutzstation mit einmalig 400 Euro zu bezuschussen. Ebenfalls einstimmig entsprach das Gremium dem Antrag von Sebastian Zirngibl, die Anschaffung eines Stoffwindelsets mit einmalig 150 Euro zu fördern. Diese Summe entspricht in etwa dem Gegenwert der derzeit schon kostenlos bereitgestellten Windelsäcke für Familien mit Neugeborenen. Die Verwaltung wurde allerdings aufgefordert, eine Doppelförderung zu verhindern. Unter Informationen und Anfragen teilte das Gemeindeoberhaupt mit, dass der Ausbau der Wiedmannstraße planmäßig verlaufe und trotz des Brandes im Asphaltmischwerk die Straße heuer noch asphaltiert werde. Ferner berichtete er, dass die Umgestaltung des Friedhofs und der Einbau der Urnenbehälter fertig gestellt seien. Außerdem habe die Regierung aufgrund der hohen Sanierungskosten grünes Licht für einen Neubau des Johanniter-Kindergartens gegeben. Stefan Adler forderte die Verwaltung auf, eine Abrechnung über die Ausgaben des Kulturforums vorzulegen. Auf Nachfrage von Rolf Wedl, wann die Sanierung der Altdorferstraße angedacht sei, erklärte der Bürgermeister, dass diese Maßnahme angesichts der zahlreichen anderen Projekte momentan nicht weiter verfolgt würde. Herbert Wesselsky forderte vom Gemeinderat angesichts der massiven Angriffe im Internet gegen die testweise Einführung der Einbahnstraßenregelung eine klare Sprache. Die Maßnahme sei schließlich mit 17:1 Stimme beschlossen worden. Enttäuscht von den zum Teil herabwürdigenden Angriffen gegen die gewählten Gemeindevertreter zeigte sich auch Sebastian Zirngibl. Er forderte alle Kritiker auf, sich in die politische Arbeit einzubringen. Bürgermeister Kollmannsberger erklärte, dass man das Problem der Betriebszufahrten unterschätzt habe und er deshalb die Aufhebung der Testphase in der nächsten Gemeinderatssitzung zum Thema machen werde.
(aus der Donaupost vom 13.11.2017)