Gemeinderatsthemen 2017

Gemeinderäte diskutieren leidenschaftlich – Planer soll Vorschläge machen

Vor der Vorstellung des Planentwurfs durch Dipl.-Ing. Markus Weber vom Architekturbüro Schnabel +Partner zeigte Bürgermeister Max Kollmannsberger anhand der Geburtenzahlen auf, dass zukünftig mit jeweils drei Klassen pro Schuljahr gerechnet werden müsse. Dafür benötige man statt der derzeitig vorhandenen acht zukünftig zwölf Klassenzimmer und die entsprechenden Nebenräume.

Nach den Worten des Planers sind in dem Erweiterungsbau deshalb vier Klassenzimmer mit jeweils 58 Quadratmeter Grundfläche und zwei Differenzierungsräume mit je 24 Quadratmeter sowie zwei Räume für die Mittagsbetreuung, WC-Anlagen und einige Nebenräume vorgesehen. Insgesamt sollen in dem nach Süden ausgerichteten zweigeschossigen Anbau rund 500 Quadratmeter Nutzfläche und rund 300 Quadratmeter Verkehrfläche entstehen. Bei der Ausführung und Gestaltung habe man sich an die Architektur des bestehenden Gebäudes angelehnt. Zusätzlich sei bereits eine Erweiterungsmöglichkeit nach Osten vorgesehen. Durch die Erweiterung nach Süden entsteht ferner eine neue Eingangssituation mit einem Zugang von Westen. Im Obergeschoss ist ebenfalls ein Übergang in den Neubau geplant, so dass die Klassenzimmer über sehr kurze Wege erreichbar sind.

2,5 Millionen Kosten

Die Gesamtkosten für den Bau bezifferte Weber auf rund 2,5 Millionen Euro. Davon entfallen auf das Gebäude rund 1,5 Millionen, auf die Technik rund 570 000 Euro und auf die Außenanlagen und Neuausstattung 150 000 Euro. Die Kosten für die Planung einschließlich Statiker und Fachplaner liegen bei rund 430 000 Euro. Der Architekt stellt abschließend heraus, dass die Planung sowohl mit der Schulleitung wie auch der Aufsichtsbehörde abgestimmt sei. Diese habe nach den Worten von Geschäftsstellenleiterin Petra Krempl bereits die schulaufsichtliche Genehmigung signalisiert. Die Gemeinde könne mit einer Förderung von 55% der zuschussfähigen Kosten und weitere 15% der für die gebundene Ganztagsschule entstehenden Kosten rechnen, erklärte die Geschäftsstellenleiterin. Während die Planung grundsätzlich auf große Zustimmung stieß, regte Sebastian Zirngibl eine Alternativausführung in Holzbauweise an. Als Vorteile sah er neben ökologischen Gründen auch eine schnelle Bauausführung gegeben. Der Planer beurteilte die Holzbauweise grundsätzlich positiv, sah aber bei Schulgebäuden große Probleme beim Brandschutz. Eine Aussage, ob ein Holzbau möglich sei, könne erst nach einer entsprechenden Fachplanung gemacht werden.

11:10 für eine Fachplanung

In der anschließenden, zum Teil leidenschaftlich geführten Diskussion, wurde die Holzbauweise sowohl aus zeitlichen wie auch aus architektonischen Gründen von einigen Räten verworfen. Nachdem ein Antrag von Stefan Adler, auf eine Ausführung in Holzbauweise zu verzichten, mit 10:11 knapp gescheitert war, stimmte das Gremium mit Mehrheit dem Antrag von Sebastian Zirngibl zu, vor einer endgültigen Entscheidung die Prüfung der Holzbauweise durch die entsprechenden Fachplaner vornehmen zu lassen. Über die endgültige Ausführung soll dann in der Januarsitzung entschieden werden.

Traditionsgemäß ließen die Fraktionssprecher und der Bürgermeister in der letzten Sitzung des Jahres das gemeindliche Geschehen Revue passieren. Für die CSU-Fraktion stellte Stefan Adler heraus, dass man 2017 eine Fülle von Projekten, unter anderem das Baugebiet Süd-West, den Bau von geförderten Wohnungen, den Rathausneubau usw eingeleitet habe. Angesichts der Fülle der Aufgaben und der Personalsituation in der Verwaltung sah er die Gefahr gegeben, dass diese nicht abgearbeitet werden können. Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Einbahnstraßenversuch erklärt er, dass man es nicht allen Bürgern recht machen könne. Für die SPD erinnerte Sandra Scheck an die vielen gemeindlichen Projekte. Lobend erwähnte sie den gelungenen Architektenwettbewerb für die Sozialwohnungen und die Bürgerbeteiligung für das neue Rathaus. Allerdings werde die Gemeinde immer wieder von Aufgaben überrascht, wie zuletzt von der notwendigen Erweiterung der Grundschule. Sie forderte eine rasche Überarbeitung der Finanzplanung und angesichts der derzeitigen und geplanten Baumaßnahmen in der Ringstraße eine Zurückstellung des für 2018 geplanten Sanierungsbeginns. Auch FWG-Sprecher Sebastian Zirngibl erinnerte an die vielen Probleme, die den Gemeinderat innerhalb des zurückliegenden Jahres unvorbereitet trafen. Allerdings gehe es Tegernheim derzeit finanziell so gut, dass man diese meistern könne. Lobende Worte fand er für die Arbeit des Bürgermeisters, den er als „Staatsmann“ bezeichnete, der die getroffenen Entscheidungen auch aktiv in der Bürgerschaft vertrete. Der Bürgermeister ergänzte die Ausführungen der Fraktionssprecher und erinnerte an die vielen kleinen Probleme, die in der Gemeinde zu bewältigen waren. Unter anderem war dies das Obdachlosenhaus, die Ferienbetreuung, die Verlegung des Bauernmarktes, die Durchführung der Jugendwahlen, die Aufrüstung des Bauhofs usw. Zum Abschluss schloss sich Kollmannsberger den Dankesworten der Fraktionssprecher an die Gemeinderatsmitglieder, die Verwaltung, die Bauhofmitarbeiter und allen ehrenamtlich Tätigen an und wünschte ein frohes Fest und einen guten Rutsch.

GP Joule stellte Nahwärmekonzept vor

Gemeinderäte fragten nach Baukosten, Wärmeverlusten und resultierenden Tarifen

Drei Zukunftsthemen sowie eine Reihe von privaten Bauanträgen standen auf der letzten Sitzung des Jahres 2017 im Tegernheimer Gemeinderat. Neben der erneuten Vorstellung eines Nahwärmekonzeptes berieten die Räte den Bebauungsplan Tegernheim Süd-West und die Vorplanung für die Erweiterung der Grundschule. Hier kam es zu einer zum Teil leidenschaftlichen Debatte über das Für und Wider einer Ausführung in Holzbauweise. Ohne größere Aussprache befürwortete das Gremium vier private Bauanträge. In ihren Worten zum Jahresabschluss erinnerten die drei Fraktionssprecher sowie auch Bürgermeister Max Kollmannsberger an die zahlreichen Beschlüsse und Ereignisse und das insgesamt gute Miteinander im Gemeinderat.

Nach der Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung und der Bekanntgabe einiger nichtöffentlicher Beschlüsse, unter anderem der Durchführung eines Architektenwettbewerbs für das neue Rathaus, erläuterten zwei Vertreter der Firma GP Joule ihr Konzept einer zentralen Wärmeversorgung im neuen Baugebiet „Tegernheim Süd-West“. Die seit 2009 bestehende Firma mit rund 210 Mitarbeitern hat sich auf die Versorgung von Kommunen mit erneuerbaren Energien spezialisiert. Das erklärte Ziel sei bei allen Projekten, so der Firmenvertreter, weg vom Verbrauch fossiler Energien zu kommen und lokale Energiequellen zu nutzen. Gute Erfahrungen habe man bei einigen Projekten gemacht, in denen ihre Firma gemeinsam mit der jeweiligen Kommune Wärme- und Stromnetze betreibe. Ein derartiges Modell sei auch in Tegernheim denkbar. Die Kosten für ein Wärmenetz im neuen Baugebiet einschließlich der geförderten Wohnungen belaufen sich auf geschätzte 770 000 Euro. Abzüglich zu erwartender Förderungen durch die KfW von rund 156 000 Euro verblieben noch rund 615 000 Euro. Wenn die Gemeinde 10% dieser Summe aufbringt und der Rest über 30 Jahre finanziert wird, errechnet sich derzeit ein Kilowattpreis von 11,60 Cent. Allerdings muss dazu eine fast 100%-ige Anschlussquote im Baugebiet erreicht werden. Dies sei aber in Neubaugebieten durchaus möglich erklärten die Firmenvertreter, da die Bauherrn keine eigenen Heizungen benötigten.

Ohne eigene Heizung

Auf Nachfrage von 3.Bürgermeister Herbert Wesselsky erklärten die Fachleute, dass sich durch eine einmalige Anschlussgebühr von rund 6000 Euro die Kilowattstunde um rund zwei Cent verbillige. Alfred Federl zeigte sich erstaunt, dass die Firma den Betrieb des Nahwärmenetzes im Gegensatz zu einer Konkurrenzfirma vor zwei Monaten auch aus Kostengründen für durchaus sinnvoll betrachte. Den Leitungsverlust bezifferten die Fachleute im Gegensatz zur letzten Vorstellung nur auf maximal 25%.

Bis zu zehn Kilometer

Die Frage von Sandra Scheck, ob das geplante System auch für die anderen Baugebiete bzw. in den bestehenden Ort erweitert werden könne, bejahten die GP Joule Mitarbeiter uneingeschränkt. Ihre Firma betreibe bereits Leitungsnetze mit über zehn Kilometern. Sebastian Zirngibl lobte die Ausrichtung der vorgestellten Planung und sah vor allem in der Errichtung eines Hackschnitzelheizwerks den richtigen ökologischen Ansatz. Jürgen Beier stellte heraus, dass bei dem geplanten Modell die Gemeindeverwaltung mit zusätzlichen Arbeiten belastet werde. Bürgermeister Max Kollmannsberger erklärte, dass vor einer endgültigen Beschlussfassung noch weitere Anbieter ihre Planungen im Gemeinderat vorstellen werden. Ohne größere Aussprache billigten die Räte die in der ersten Auslegung eingearbeiteten Anregungen und Bedenken der beteiligten Fachstellen. Dipl.-Ing. Eska vom gleichnamigen Büro informierte über die erfolgten Änderungen und Präzisierungen. Unter anderem wurde die Fußbodenoberkante auf plus 15 Zentimeter über der Straßenhöhe und nicht wie ursprünglich über Gelände festgeschrieben. Außerdem enthält der Bebauungsplan nun Regelquerschnitte der möglichen Gebäudetypen und eine Festlegung auf die Dachfarben rot, braun, grau und schwarz. Ferner wurde die Lage des möglichen Hackschnitzelheizwerks aus Immissionsschutzgründen nach Westen verschoben. Mit jeweils deutlicher Stimmenmehrheit befürworteten die Gemeinderäte die nachfolgenden privaten Bauanträge: Neubau eines Doppelhauses mit Garagen im Mittelweg, Anbau einer geschlossenen Terrassenüberdachung in der Altdorferstraße, Anbringung einer beleuchteten Werbeanlage in der Ringstraße, Tekturantrag zur Versetzung von Carports im Tegelweg und Nutzungsänderung einer Zahnarztpraxis in eine Wohnung. Der Bürgermeister teilte mit, dass die Wiedmannstraße fast fertig und die Restarbeiten erst im Frühjahr ausgeführt werden. Auch die Sanierung der Spessartstraßen erfolgt erst im Frühjahr. Reinhard Peter berichtete, dass die Busse der Linie 5 vor allem in den Mittags- und Abendzeiten so überfüllt seien, dass sie Haltestellen erst gar nicht anfahren würden. Bürgermeister Kollmannsberger versprach, mit dem RVV Kontakt aufzunehmen.

(aus der Donaupost vom 16.12.2017)