Behörde beanstandete Akustik – Gemeinde ist Spitzenreiter bei Übernachtungen
Eine breitgefächerte Tagesordnung stand in der jüngsten Sitzung des Tegernheimer Gemeinderates zur Beratung und Beschlussfassung an. Neben der Nachrüstung beim Schallschutz im Kinderhaus ging es um den Ausbau der Windkraft sowie um die Stromversorgung beim Gründungsjubiläum des Sportvereins. Außerdem standen mehrere Punkte im Zusammenhang mit dem Neubau des Rathauses auf der Tagesordnung. Bei einer Begehung des Kinderhauses durch die Aufsichtsbehörde wurde die Akustik in einigen Räumen beanstandet. Bei der Überprüfung durch ein Planungsbüro ergab sich ein Handlungsbedarf in den neugebauten Räumen der Krippe sowie in einem Kindergarten- und im Turnraum. Die Kosten für die notwendige Nachrüstung belaufen sich auf rund 7000 Euro gab Bürgermeister Max Kollmannsberger bekannt. Ohne weitere Aussprache befürwortete das Gremium die schalltechnische Nachrüstung.
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um den weiteren Ausbau der Windkraft in Bayern. Aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben müssen in den Regionen bis 2027 1,1% der Flächen und bis 2032 2% der Flächen als Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden. Gelingt dies nicht, sind danach alle Flächen für den Bau von Windrädern privilegiert. Deshalb sollen nach dem Willen des Regionalen Planungsverbandes geeignete Flächen gemeinsam mit den Kommunen erfasst werden. Windräder in Teilgebiet der Hohen Linie möglich Im Gemeindebereich Tegernheims ist nach dem Windatlas nur ein kleines Teilgebiet auf der Hohen Linie geeignet, das über 1000 Meter von der Wohnbebauung entfernt und über ausreichend Windpotential verfügt. Dieses Gebiet soll aber aufgrund der landschaftlichen Bedeutung und des Erholungswertes von der Windkraft freigehalten werden. Allerdings kann die Gemeinde dieses Restriktionskriterium zugunsten des Windkraftausbaus in den Hintergrund rücken. Der Bürgermeister vertrat die Auffassung, dass man von Seiten der Gemeinde den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern sollte und die Tegernheimer Flächen grundsätzlich für eine weitere Planung freigeben solle. Einstimmig schlossen sich die Räte diesem Vorschlag an.
Eine längere Aussprache entspann sich zum Antrag des Sportvereins, den bestehenden schwachen Stromanschluss auf dem „Festplatz“ für das im Jahr 2024 anstehende 75-jährige Gründungsfest aufzurüsten. Nach Auskunft der Verwaltung gäbe es hierfür zwei Möglichkeiten. Zum einen könne ein neuer 240 kW starker Festanschluss (Kosten rund 32 000 Euro) oder eine stärkere provisorische Versorgung (Kosten rund 8600 Euro) errichtet werden. Für den zweiten Fall eines Provisoriums beantragte der Verein die Übernahme der Kosten durch die Gemeinde.
Auf Nachfrage von Astrid Seitz nach dem planungsrechtlichen Stand des „Festplatzes“ erklärte Kollmannsberger, dass das Gelände laut Bebauungsplan als Grünfläche und Parkplatz ausgewiesen ist. Allerdings sehe er keine Probleme bei der Nutzung des Platzes für besondere Jubiläen. Aufgrund dieser Tatsache sei die Anlage eines neuen stärkeren Anschlusses wenig sinnvoll, meinte Herbert Wesselsky. Außerdem sei mit nicht unerheblichen jährlichen Kosten durch die Rewag zu rechnen.
Roberto Mazzotta forderte eine Vertagung des Punktes, da in diesem Jahr ein größeres Feuerwehrfest ansteht und eine Gleichbehandlung der Vereine gegeben sein soll. Hierzu erklärte der Bürgermeister, dass die Feuerwehr auf einem Privatgelände feiere und keinen Antrag auf einen Zuschuss gestellt habe. 2.Bürgermeister Jürgen Beier sprach sich für eine Gleichbehandlung der Tegernheimer Vereine aus und regte einen freiwilligen Zuschuss an. Die Höhe sollte in einer der nächsten Sitzungen besprochen werden. FWG-Sprecher Sebastian Zirngibl forderte, den Antrag des Sportvereins auf die Übernahme der Kosten für einen provisorischen Stromanschluss zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen. Einstimmig schloss sich das Gremium diesem Vorschlag an und lehnte den Ausbau der Stromversorgung auf dem Gelände hinter der Mehrzweckhalle ab.
Zum Abschluss des öffentlichen Teils informierte Bürgermeister Max Kollmannsberger das Gremium über die Übernachtungszahlen in Tegernheim. Wie vor Corona liegt Tegernheim mit 75 000 Übernachtungen an der Spitze im Landkreis.
Tourismuseinnahmen liegen bei 3,4 Millionen Euro
Die Einnahmen daraus errechnete das Amt für Touristik mit rund 3,4 Millionen Euro. Außerdem gab der Bürgermeister bekannt, dass das Baubüro für den Rathausneubau im alten Schulhaus in der Kirchstraße untergebracht wird.
Astrid Seitz zeigte sich überrascht, dass nur die drei gefällten Bäume im hinteren Teil der Bayerwaldstraße krank gewesen seien und die weiteren acht Bäume die heißen Sommer ohne Schaden überstanden haben. Sie forderte in den drei Pflanzbuchten umgehend Neuanpflanzungen.
Herbert Wesselsky regte ein Schreiben der Verwaltung an die Sparkasse an, in dem auf den schlechten Zustand der ehemaligen Filiale hingewiesen wird. Es sei beschämend, wenn ein öffentlich-rechtliches Geldhaus seinen Kunden nur einen verschmutzten Raum mit losen Kabeln zum Geldabheben bereitstelle.
Jürgen Beier forderte im Zusammenhang mit den gemeindlichen Baumaßnahmen eine regelmäßige Unterrichtung über den Baufortschritt und mögliche Probleme. Stefan Adler beklagte die mangelhafte Baustellenmarkierung an der Hauptstraße. Dazu erklärte der Bürgermeister, dass diese durch „Markierungsnägel“ ersetzt werde. Roberto Mazzotta forderte vom Bürgermeister eine schnelle Abhilfe, damit die Außentür der Gaststätte in der Mehrzweckhalle geschlossen werden könne.
Rathaus-Neubau soll bald beginnen
Dass der Bau des neuen Rathauses nun endlich bevorsteht, konnte man mit Blick auf die Tagesordnung feststellen. Unter anderem gab der Bürgermeister bekannt, dass bereits die Submission für die Baumeister- und weitere Arbeiten erfolgt sei. Das günstigste Angebot für die Bodenplatte, Kanalarbeiten sowie die Betonarbeiten beim Turm und Aufzug beträgt rund 700 000 Euro. Der Einbau des Aufzuges kostet rund 35 000 Euro und die Versorgung mit Baustrom schlägt mit 32 000 Euro zu Buche. Nach Auskunft des Planers sollen die Bauarbeiten in nächster Zeit beginnen. Ein weiteres Thema war der Einbau einer Uhr auf der Südseite des Turmes wie in der Planung vorgesehen. Die Kosten für eine elektrische Uhr mir einem rund zwei Meter großen Zifferblatt betragen inclusive Einbau rund 8500 Euro. Nach kurzer Beratung kam man überein, die bereits in der Planung vorgesehene moderne Variante des Zifferblattes zu wählen. Mit 14:3 Stimmen sprach sich letztlich eine deutliche Mehrheit für den Einbau einer Rathausuhr aus. Neben dem Einbau der neuen Uhr beschäftigten sich die Räte auch mit einer alten Uhr. Auf Vorschlag des Bürgermeisters soll die aus dem Jahre 1886 stammende mechanische Uhr mit Zifferblatt und Pendel im Eingangsbereich des neuen Rathauses ausgestellt werden. Die voll funktionsfähige Uhr, die derzeit im Bauhof ausgelagert ist, befand sich bis 1966 im Kirchturm der Pfarrkirche und stellt nach Ansicht des Gemeindeoberhaupts ein Kunstwerk dar, das einen Teil der Tegernheimer Geschichte widerspiegelt. Die Geschichte der Uhr und ihre Technik könnten mit Schautafeln dokumentiert werden. Die Kosten für die Überholung des Uhrwerks und den Aufbau vor Ort liegen bei rund 12 000 Euro. Einstimmig befürworteten die Räte die Überholung und Aufstellung des historischen Stückes.
Aus der Donaupost vom 02.03.2023