Für Regen und Stromausfall gewappnet
Um das Pumpenhaus unabhängig vom Stromnetz betreiben zu können, sprach sich der Gemeinderat für ein Notstromaggregat aus – trotz des angespannten Haushalts Im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Tegernheimer Gemeinderates stand die Notstromversorgung des Pumphauses. Auf der Tagesordnung standen außerdem die Absenkung des Bürgersteiges und eine Markierung eines Überweges im Bereich des betreuten Wohnens Am Hohen Sand sowie die Verkehrs- und Kriminalstatistik für 2022. Außerdem berieten die Räte über die Städtepartnerschaft mit dem polnischen Szczytna, das Baugebiet „Obere Felder“ und Anschaffungen für den Bauhof. Zu Beginn der Sitzung sprach Günther Zahnweh von der Initiative „Keine Windräder an diesem Standort“ das Wort. Als Vertreter der Initiative erklärte Zahnweh, dass die Gemeinde entgegen anderslautender Aussagen, das Recht habe, das gemeindlichen Einvernehmen zum Bau von Windrädern entlang der Hohen Linie zu versagen. Hierbei sollte sie alle gemeindlichen Belange, wie den Natur- und Landschaftsschutz, den Bodenschutz usw. sorgfältig prüfen. Nach Auffassung der Initiative müsse die Gemeinde den Bau der fünf Windräder zwischen Tegernheim und Donaustauf „in jedem Fall ablehnen“. Bei dem Vorhaben sei das Argument Energiewende nur vorgeschoben, in Wahrheit stehe das wirtschaftliche Interesse des Fürstenhauses im Vordergrund, schloss Zahnweh.
Tegernheim sei bei Regen wie eine Badewanne
Zum Thema Notstromversorgung im Pumphaus griff Dipl. Ing. Enno Scholz vom Büro S² auf seine schon 2011 gemachten Ausführungen zur Gefahr von Überflutungen von Kellern und Straßen zurück. „Tegernheim sei eine Badewanne“, bei der immer die Gefahr von Überflutungen bei extremen Niederschlägen bestehe. Bei einer Regenmenge von 20 Liter/Quadratmeter entstehen auf dem 50 Hektar großen Gemeindegebiet rund 10 000 Kubikmeter Wasser. Das gemeindliche Kanalnetz kann ungefähr 7 000 Kubikmeter Regen- und Schmutzwasser aufnehmen. Zur Verhinderung von Überflutungen besitzt die Gemeinde im Pumphaus insgesamt fünf Pumpen mit einer Abpumpleistung von ungefähr 136 Kubikmeter pro Minute bzw. 8160 Kubikmeter in der Stunde. Bei einem der größten Regenereignisse in den letzten Jahrzehnten regnete es in einer Stunde 40 Liter pro Quadratmeter. Diese Menge an Wasser, erklärte Scholz, könne das Kanalnetz „locker wegstecken“. Sollten allerdings bei einem derartigen Regen wie vor einigen Jahren geschehen, die Pumpen wegen falsch programmierter Steuerung bzw. eines Stromausfalls 20 Minuten nicht laufen, dann könnte es zum Rückstau in Kellern und auf einigen Straßen kommen. Wobei Überflutungen von Kellern immer auf mangelhafte Sanitärinstallationen im Haus zurückzuführen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass gleichzeitig ein übergroßes Regenereignis und ein Stromausfall zusammentreffen sei aber sehr gering, meinte der Planer. Allerdings bestehe angesichts des Klimawandels ein „Restrisiko“. Aufgrund der Größe des Aggregats sei für ihn nur ein stationäres Gerät denkbar, dessen Wartungskosten rund 1000 Euro pro Jahr betragen. Auf Nachfrage erklärte der Bürgermeister, dass nach Auskunft der Energieversorger statistisch in Deutschland jährlich einem Stromausfall von 15 Minuten auftritt. In Tegernheim gab es bisher nur sehr kurze Ausfälle. Er glaube aber, dass die Energiewende zu einem Anstieg der Ausfälle führen wird. Stefan Adler sah neben dem Klimawandel auch mögliche Cyberangriffe als Gefahr für längerfristige Stromausfälle. Er sprach sich aber für ein mobiles Aggregat aus, das innerhalb des Ortes bei Notfällen auch anderweitig einsetzbar ist. Sebastian Zirngibl vertrat die Auffassung, dass die derzeitige Stromversorgung ein Aggregat nicht unbedingt erfordere und angesichts der großen Ausgaben für gemeindliche Baumaßnahmen und die Feuerwehr die Haushaltslage sehr angespannt ist. Auch Roberto Mazzotta sah nur ein geringes Restrisiko, dass Starkregen und Stromausfall zusammentreffen. Herbert Wesselsky fragte nach, wie lange die Lebensdauer eines Notstromaggregats sei und mit welcher Ersparnis für ein kleineres Gerät gerechnet werden kann. Die Lebensdauer liege bei 30 bis 40 Jahren und ein Aggregat für die drei Teilpumpen dürfte rund 60 bis 70% der großen Anlage kosten, erklärte Scholz. Astrid Seitz sprach sich für die Anschaffung des Notstromaggregats aus und rechnete vor, dass die Anlage bei den geplanten Kosten von 450 000 Euro einschließlich Wartung nur rund 15 000 Euro im Jahr kostet. Mit 15:2 Stimmen sprachen sich das Gremium letztlich für die weitere Planung und den Kauf des Aggregats aus.
Mehr Barrierefreiheit durch abgesenkten Bürgersteig
Die Bewohner des „Betreuten Wohnens“ beantragten die Absenkung des Bürgersteigs auf einer Länge von drei Metern gegenüber der Einfahrt zu Haus Nr. 11 und eine Fahrbahnmarkierung zum Überqueren der Straße Am Hohen Sand in diesem Bereich. Vor allem für Bewohner, die auf einen Rollator bzw. Rollstuhl angewiesen sind, ist es sehr beschwerlich, den hohen Bordstein zu überwinden. Zudem würde eine Markierung der Fahrbahn bzw. ein Zebrastreifen mehr Sicherheit beim Überqueren bringen, stellte der Sprecher der Bewohner, Werner Laudehr, in dem Antrag heraus. Bei einem Ortstermin mit einem Vertreter von GEO.VER.S.UM sprach sich auch der Fachmann für die Absenkung aus. Eine Markierung sah er aufgrund der geringen Verkehrsdichte nicht als notwendig an. In der Aussprache sprach sich Stefan Adler im Gegensatz zu Roberto Mazzotta für eine rote Markierung der Übergangsstelle aus. Mit 10:7 Stimmen schloss sich eine Mehrheit der Räte diesem Vorschlag an. Im Zuge des Straßenausbaus für das Baugebiet „Obere Felder II“ regte die Verwaltung an, die unübersichtliche Engstelle im Bereich des Kinderspielplatzes zu entschärfen. Die Planung ergab eine Kostenschätzung von rund 14 000 Euro. Die Bäume in dem Bereich sollen in den neuen Kinderspielplatz im Bereich des Baugebietes umgesetzt werden. Außerdem stand die Benennung der neu gebauten Straße im Bereich des Baugebietes „Obere Felder“ auf der Tagesordnung. Die Verwaltung schlug vor, die Stichstraße als Teil der Straße Obere Felder auszuweisen. Roberto Mazzotta regte als Namensgeber den in Regensburg wirkenden Komponisten Johann Simon Mayr an, da in dem angrenzenden Gebiet alle Straßen nach Musikern benannt sind. In der Abstimmung votierte letztlich eine Mehrheit von 11:6 Stimmen für den Vorschlag der Verwaltung. Am Sitzungsende gab der Bürgermeister die Angebotspreise für den neu anzuschaffenden Bagger und die gewünschte Hochdruckanlage mit Gießarm für den gemeindlichen Bauhof bekannt. Die drei Angebote für den Bagger bewegten sich zwischen 85 000 und 120 000 Euro und das Hochdruckgerät kostet 35 000 Euro. Außerdem informierte Kollmannsberger das Gremium, dass Zugang zum Rathaus mittlerweile erneuert wurde. Aufgehübscht wurden auch verschiedene Grünanlagen im Gemeindegebiet. Wesselsky Herbert fragte nach, wann die digitale Anschlagtafel wieder voll funktionsfähig sei, da derzeit keine Vereinsnachrichten abrufbar seien. Das Gemeindeoberhaupt sagte, dass die Verwaltung mit der betreffenden Firma bereits seit längerem in Kontakt stehe.
Straftaten in Tegernheim gingen im vergangenen Jahr zurück
Erfreuliche Zahlen konnte Bürgermeister Max Kollmannsberger der polizeilichen Statistik für Tegernheim entnehmen. So ging die Zahl der Straftaten gegenüber 2022 von 104 auf 91 Taten zurück. Die Zahl der Diebstähle lag bei 29, die Rohheitsdelikte (z. B. Körperverletzungen) lagen bei 17 und Rauschgiftdelikte stiegen auf zehn Fälle. Auf dem gleichen Niveau wie 2022 blieb auch die Aufklärungsquote mit rund 65%. Eine leichte Steigerung gab es bei den Verkehrsunfällen. Sie stiegen auf 61 an. Darunter waren 13 Unfälle mit Personenschäden und fünf mit Radfahrern. Erfreulich sei, dass es keinen tödlichen Unfall und keinen Unfall mit Kindern gab, stellte Kollmannsberger heraus. Von fünf auf neun Fälle stieg jedoch die Unfallzahl mit Beteiligung von Senioren.
Städtepartnerschaft: Gegenbesuch geplant
Christian Gröninger informierte als Vorsitzender des Freundeskreises Szczytna über den Besuch der Partnergemeinde im letzten Jahr anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Das von den polnischen Partnern zusammengestellte Programm, das in die Feier zur 50-jährigen Stadterhebung gefallen ist, war für die Tegernheimer Besucher sehr interessant. Gemeinsam mit der Gemeinde arbeitet der Verein an der Fortführung der Partnerschaft. Leider gebe es in Polen keine ähnliche Struktur, hier werde der Austausch alleine von der Verwaltung organisiert, führte Gröninger aus. Er hoffe, dass nach der Kommunalwahl noch in diesem Jahr ein Gegenbesuch erfolgen werde. Ergänzend berichtete Roberto Mazzotta, dass er mit der möglichen italienischen Partnergemeinde Kontakt aufgenommen habe und eine Einladung für einen Besuch einer Tegernheimer Abordnung in der Stadt Marcellina im Juli geplant sei.
Autor: H. Wesselsky