Tegernheimer Echo 2001, Nr. 1 - (27. Jg.)

15 Bürgermeister hatte Tegernheim in 132 Jahren. Die am längsten amtierenden unter ihnen waren Michael Wimmer sen. (SPD) und Karl Beutl (CSU). 18 Jahre lang haben beide an der Spitze der Gemeinde gestanden. Während die meisten sich an die Jahre nach 1972 noch gut erinnern können, ist die "Ära" Wimmer vielen nur noch vom Hörensagen bekannt. Was tat sich in Tegernheim von 1948 bis 1966? Wie sah die Gemeindepolitik damals aus?

Der Landwirt Michael Wimmer erreichte bei seiner ersten Wiederwahl im Jahre 1952 trotz zweier Gegenkandidaten 72 % der Stimmen. Ein wesentlicher Grund für seinen großen Rückhalt bei der Bürgerschaft war seine heute noch von den Älteren gerühmte Hilfsbereitschaft.

Er versuchte stets, kleinere wie größere Probleme möglichst unbürokratisch zu lösen. Alle konnten, wenn es nötig war, jederzeit auch zum Bürgermeister ins Haus kommen. Michael Wimmer führte z.B. für viele Leute, vor allem auch für die Vertriebenen, die in beträchtlicher Zahl in Tegernheim ansässig geworden waren, eigenhändig Holztransporte durch. Auf Grund der vernünftigen Haltung der überwältigenden Mehrheit der Dorfbewohner, aber auch nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung durch Bürgermeister und Gemeinderat gelang die Integration der Flüchtlinge - vorwiegend Donauschwaben und Sudetendeutsche - erstaunlich gut. Entscheidend waren natürlich vor allem der Fleiß und der Lebensmut der Vertriebenen, die es ihnen ermöglichten, ihr schweres Schicksal zu meistern. Die Gemeinde stellte den neuen Mitbürgern kostenlos ein Stück Land zur Verfügung. Dort konnten die einzelnen Familien auf ihrem Anteil für den Eigenbedarf Gemüse und Obst anbauen. Dieser "Flüchtlingsgarten" (westlich des Sportheims an der Jahnstraße) existierte bis Mitte der sechziger Jahre.

Bürgermeister Wimmer und die damaligen Gemeinderäte hatten dafür Sorge zu tragen, dass der Ort sich den Anforderungen der modernen Zeit öffnete. Der 1960/61 begonnene Bau der Wasserleitung stellte eine wesentliche Verbesserung dar. Ab 1962/63 erfolgte die Asphaltierung der Ortsstraßen, beginnend mit Ringstraße und Kirchstraße. Auch der Bau des Rathauses wurde in die Wege geleitet und noch 1966 fertiggestellt.

In der Endphase der "Wimmer-Zeit", nämlich 1960 - 1966, sah die Zusammensetzung des Gemeinderates so aus: Von 11 Mitgliedern (den Bürgermeister eingeschlossen) gehörten 8 der SPD an, 3 der CSU. Wer kann es den Tegernheimer Sozialdemokrat(inn)en verdenken, dass sie gern an diese Entwicklung wieder anknüpfen würden?