Tegernheimer Echo 2002, Nr. 2 - (28. Jg.)

Immer wieder stellen mir interessierte Mitbürgerinnen Mitbürger Fragen zu unserem neuen Gewerbegebiet. Auf häufigsten möchte ich im nachfolgenden Artikel kurz eingehen:

  1. Entwicklung der Kosten (für die Gemeinde)
  2. Kritik an der "zu langen" Planungs- und Entscheidungszeit
  3. Zukunft des Gewerbegebietes

Der Kreisel und damit die Anbindung der Gewerbeflächen ist weitgehend fertiggestellt, die Fachmarktzentren haben eröffnet. Leider gibt es noch eine Reihe von ungelösten Problemen und eine ziemlich leere (geleerte) Gemeindekasse. Was fehlt noch?

Die Anbindung der Hoch- bzw. Lutherstraße an den Kreisel, der Rückbau der Hochstraße mit Beseitigung der Ampelanlage und der Einfahrt, die Erschließung des westlichen Teils, die vorgeschriebene Grünanlage, weitere Betriebsansiedlungen, ....

Insgesamt ist das Gewerbegebiet bzw. seine Erschließung für die Gemeinde eine sehr teuere Angelegenheit geworden. Alleine der Kreisel kostet nach den letzten Planungen nun rund 342 500 Euro. Die erste Kostenschätzung lag bei gerade mal 385 000 DM (=197 000 Euro). Die Erschließungsstraße mit Wasser und Kanal ist mit rund 513 000 Euro veranschlagt. Außerdem fallen noch weitere Kosten für den Umbau des ehemaligen Netto-Parkplatzes 50 000 Euro, den Rückbau der Hochstraße 70 000 Euro, die Grünanlage 65 000 Euro usw. an. Rechnet man zu diesen Kosten noch die Planungskosten von bisher rund 90 000 Euro plus Kosten für das Verkehrsgutachten, das Bodengutachten usw. dazu, dann ergeben sich rund 1,13 Millionen Euro.

Abzüglich der Erschließungsbeiträge bleiben für die Gemeinde rund 650 000 Euro an Kosten übrig. Für die Erschließung des westlichen Teils dürften dann noch einmal rund 150 000 Euro aufzubringen sein. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass die beiden Erstinvestoren je 37 500 Euro als Zuschuss zum Kreiselbau gegeben haben.

Angesichts der finanziellen Größenordnung dieser Maßnahme sowie der zum Teil noch ungelösten Probleme darf es nicht verwundern, wenn sich der Gemeinderat seine Entscheidungen nicht leicht gemacht hat.

Die Gemeindevertretung jedoch für die zeitliche Entwicklung verantwortlich zu machen, wie bei der Einweihung eines Marktes geschehen, halte ich schon aus diesem Grunde für nicht gerechtfertigt. Zeitliche Verzögerungen sind vor allem auch durch den Besitzer des ehemaligen Nettomarktes, der das Problem der Zufahrt zu seinem Betriebsgebäude nicht optimal gelöst findet sowie durch den Einspruch und das Gerichtsverfahren der Stadt Regensburg sowie die bis zuletzt ungeklärten Finanzierungsfragen entstanden. Auch den Einspruch bzw. den Baustopp durch einen Grundstücksbesitzer zu Beginn der Straßenbauarbeiten wegen des noch nicht abgeschlossenen Umlegeverfahrens hatte nicht der Gemeinderat zu vertreten.

Abschließend möchte ich nochmals klarstellen, die aufgezeigten Probleme bzw. finanziellen Belastungen stellen keine Kritik am Gewerbegebiet im allgemeinen dar. Ich möchte nur daran erinnern, dass es ein Antrag der SPD-Fraktion war, Mittel zur Erstellung eines Bebauungsplanes in den Haushalt 2000 einzuplanen. Die Entwicklung der Kosten, die viel zu spät und anfänglich auch viel zu niedrig angesetzt waren (erinnert sei an den Betrag an das Straßenbauamt, der ursprünglich mit 100 000 DM und nun mit rund 180 000 DM zu Buche geschlagen hat) sowie die Nichtanbindung der Hochstraße und die Entwicklung der gemeindlichen Finanzen haben für mich und auch andere Gemeinderäte die Entscheidungen nicht leicht gemacht.

Ich hoffe nur, dass bald weitere Flächen mit Handwerks- und kleinen Gewerbebetrieben bebaut werden, damit sich unsere Absicht, nämlich wohnortnahe Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, auch einmal erfüllen wird. Nur wohnortnahe Versorgungsmöglichkeiten bzw. leerstehende Gebäude (ehemaliger Nettomarkt) sowie einige zufriedene ehemalige Grundstücksbesitzer und eine leere Gemeindekasse war nicht unser Ziel.

Herbert Wesselsky