Tegernheimer Echo 2002, Nr. 1 - (28. Jg.)

Nein, halbe Sachen macht er nicht. Nach 24 Jahren unermüdlicher und hoch qualifizierter Arbeit im. Tegernheimer Gemeinderat hat Werner Laudehr rechtzeitig für klare Verhältnisse gesorgt und den Weg für einen Jüngeren freigemacht. Das hat der SPD möglicherweise einen Sitz gekostet, aber es war absolut ehrlich gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. "Wer zu lange dabei ist, bringt keine neuen Ideen mehr" - für diese Meinung war er bekannt, und so konnte seine Entscheidung gar nicht anders ausfallen.

Werner Laudehr hat die Verantwortung und die damit verbundene Belastung nie gescheut. Mehr als zehn Jahre lang war er Fraktionssprecher der SPD und musste daher umso mehr leisten. Er hat nie eine Statistik aufgemacht, wie viele tausend Stunden er für das Wohl der Allgemeinheit aufgewandt hat.

Trotz der hohen Anforderungen durch seine berufliche Führungsposition und der Sorge um seinen vor zwei Jahren erkrankten Sohn hat er das ehrenamtliches Engagement für seine Mitbürger(innen) nie vernachlässigt. Zu jeder Fraktions-, Ausschuss- und Gemeinderatssitzung erschien er sorgfältig vorbereitet, und nicht zuletzt deshalb hatten seine Argumente immer besonderes Gewicht. Dabei hat er nie eigene materielle Interessen eingebracht, sondern war immer um das Gemeinwohl besorgt. Dass er dabei als Sozialdemokrat von echtem Schrot und Korn grundsätzlich auf der Seite der kleinen Leute, der ganz normalen Bürger gestanden hat, versteht sich von selbst.

Kaum ein Ratsmitglied hat mehr vom Gemeindehaushalt verstanden als er. Dieses Wissen hat er sich hart erarbeitet und dann konsequent angewandt. Es hätte der Gemeindekasse sehr gut getan, wenn man (noch) mehr auf Werner Laudehr gehört hätte.

Er hat stets offen seine Meinung gesagt - auch auf die Gefahr hin, anzuecken; deshalb musste er auch viel einstecken (bis hin zu öffentlichen und anonymen Beschimpfungen).

Er hat es nie allen recht machen wollen, sondern sich immer an den Spruch gehalten "Wer jedermanns Liebling sein will, ist am Ende jedermanns Depp". Ein guter Anwalt der Bürger darf den Streit nicht unbedingt suchen, ihn aber auch nicht um jeden Preis ängstlich ausweichen. Er muss rechtzeitig kritische Fragen stellen und auch unbequeme Wahrheiten offen aussprechen Gerade auch in dieser Hinsicht konnten und können alle viel von Werner Laudehr lernen. Dreimal wurde er mit jeweils hervorragenden Ergebnissen wiedergewählt. Viele Wählerinnen und Wähler schätzen Standfestigkeit durchaus, auch wenn sie vielleicht nicht mit jedem einzelnen Abstimmungsverhalten einverstanden sind.

Auf die oft gestellte Frage "Was bringt es mir, wenn ich in der Gemeindepolitik mitarbeite?" hat Werner Laudehr in seiner Abschiedsrede eine überzeugende Antwort formuliert. Er verwies dabei auf "die Freude und Genugtuung, wenn etwas erreicht und mit Erfolg abgeschlossen wurde" und auch auf die "guten und oftmals langen Diskussionen". Sein Fazit: "Dies alles hat mich reicher gemacht nicht an Geld, sondern an Lebenserfahrung." Dem neuen Gemeinderat wünschte er u.a. "die Erarbeitung von Visionen" und "die notwendigen Kompromisse."

Es gibt Menschen, die anderen predigen, was sie tun sollen, und es gibt Menschen, die es ihnen durch ihr eigenes Verhalten vormachen Werner Laudehr hat hohe Maßstäbe gesetzt und ein gutes Beispiel gegeben. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch der Ansicht sind, er habe seine Sache gut gemacht, dann sagen Sie es ihm ruhig mal persönlich. Ein (ehrlich gemeintes) Lob aus Bürgermund ist für jedes Gemeinderatsmitglied ein seltenes Glück und freut einen um so mehr.

Genauso treffsicher wie er bei seinen politischen Beurteilungen seit eh und je war ist W.L. seit geraumer Zeit beim Kegeln. Lieber Werner: Auch weiterhin "Gut Holz" und einen munteren Ruhestand!

Heinrich Müller