Tegernheimer Echo 2002, Nr. 1 - (28. Jg.)

Eigentlich wollten wir den bekannten Dorfgrantler Wastl Gstellhuber wieder einmal um einen Kommentar bitten. Herr Gsteilhuber hat dies aber ("I wer heia neinaneinzg und mecht etz amol mei Ruah!") leider abgelehnt Erfreulicherweise hat sich aber seine 33-jährige Enkelin ("de hod fei Haar' af de Zähn'") Kunigunde Hinternoser bereit erklärt, regelmäßig ihre Meinung zu äußern. Sie tut das allerdings nicht im Dialekt, und zwar aus zwei Gründen: Erstens beherrscht sie selbst das Urhayerische gar nicht mehr so und zweitens will sie auch der jüngeren Generation, die eher an Fernsehdeutsch gewohnt ist, eine Chance geben, ihre Kommentare zu verstehen. Ganz glatt fließt ihr jedoch das Hochdeutsche nicht immer aus der Feder, wie Sie gleich merken werden:

Ein Wunder in Tegemheim?

Wundern muss man sich ja schon, gell'n S'! Da haben sich viele Tegernheimer, die sich für die Gemeindepolitik interessieren, monatelang Gedanken gemacht, wie es in der Gemeinde weitergehen soll mit dem Diredari - Gewerbegebiet, Sportzentrum und und - nur der Herr Bürgermeister Hofer ist immer ganz ruhig geblieben, als ob er einen Dukatenesel hätte. Jetzt lässt sich das vielleicht doch irgendwie besser verstehen. dass er so gar nicht nervös geworden ist.

Hat er doch in der Gemeinderatssitzung am 25. April gesagt, dass es ein kleines Wunder gegeben hat und dass wir jetzt auf einmal 400.000 Euro, also fast 800.000 Mark mehr im Gemeindesäckel haben. Ich bin ja wirklich recht gläubig, aber dass extra für Tegernheim gleich ein Wunder passiert, das kann ich beim besten Willen gar nicht glauben. Könnte es sein, dass der Herr Hofer das mit der Rückzahlung in Sachen Mehrzweckhalle schon länger gewusst hat und es aber für sich behalten hat nach dem Motto "Alles muss der Gemeinderat auch nicht wissen"? Oder hat er eventuell wirklich selber erst kurz vor der Sitzung davon erfahren?

Im ersten Fall wäre es eine Misrabligkeit, weil da müssten sich die Leut' ja an der Nase herumgeführt vorkommen, und im zweiten Fall wär's eine Liederlichkeit, weil dann hätte die Gemeinde ja Projekte angefangen ohne dass man eine Ahnung gehabt hätte, woher das Geld dafür kommen soll. Das wär ja dann schon mehr sowas wie ein Glücksspiel gewesen ("vielleicht langt es, vielleicht auch nicht"). Jetzt ist es so herausgekommen wie wenn der Bürgermeister-Papa seinen Gemeinderats-Kindern erzählt "Liebe Kinder, es ist ein Wunder geschehen. Es hat uns jemand einen Haufen Geld vor die Tür geschenkt". Und die Kinder haben gesagt "Aah, das ist aber schön, Papa!" und gar nicht gefragt, wie sowas möglich ist. Ich hab ja nichts dagegen, wenn ein Geld hereinkommt zu uns, aber komisch kommt mir das schon vor. Obwohl, man red't ja nicht, man sagt ja bloß, gell'n S'! Und behaupten will man ja gar nichts, aber meinen wird man doch noch dürfen, oder?