Tegernheimer Echo 2008, Nr. 2 - (34. Jg.)

Werner Laudehr Das Zukunftsprojekt Baugebiet "Obere Felder" steht planerisch kurz vor dem Abschluss. Obwohl annähernd 100 erschlossene Baulücken vorhanden sind, weist man ohne Notwendigkeit ein neues Baugebiet aus. Dies ist nicht sinnvoll, denn schließlich sollten die Schließung der Baulücken Vorrang haben. Ziel dabei ist, die Finanzen und die Ortsgestaltung zu verbessern.

Wer die Baulücken kritisch in Augenschein nimmt stellt fest, dass die meisten das Ortsbild negativ beeinflussen, weil sie nicht gepflegt werden. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass diese nicht bebauten Grundstücke größtenteils verwahrlosen. Es wäre deshalb aus ortsplanerischer Sicht sinnvoll, zuerst diese Lücken zu schließen, bevor man ein neues Gebiet ausweist.

Nun zurück zum Baugebiet "Obere Felder". Das Vorgehen des damaligen Bürgermeisters zeigt auf, wie man es nicht machen sollte. Es wurde ein Planungsentwurf erstellt, der im Vorfeld weder im Gemeinderat noch in der Bürgerschaft rechtzeitig bekannt und ausreichend diskutiert wurde. Eine umfassende Einbeziehung der Bürger in die Planung war gleich Null. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn die Betroffenen gegen dieses Vorgehen sind und den Verantwortlichen der Gemeinde die rote Karte zeigen. Ein weiteres Unding ist, dass der Gemeinderat die verantwortliche Planung in die Hände eines Bauträgers legt. Ein Bauträger ist auf Gewinn ausgerichtet und bestrebt, diesen maximal auszubauen. Dessen Einzelinteressen gehen immer zu Lasten der Allgemeinheit.

Die vielen geklonten Sechsfamilienhäuser, die derzeit gebaut werden, untermauern dies in eindrucksvoller Weise. Darum lautet mein Appell an den Gemeinderat, bei weiteren Baulandausweisungen nachfolgendes in die Überlegungen einfließen zu lassen:

Erstellung eines zukunftsorientierten Baulandprogramms mit dem. Ziel: Bezahlbarer Baugrund durch ein Familien- und Einheimischenmodell. Wie kann dies umgesetzt bzw. verwirklicht werden?

  1. Die Gemeinde trägt die Verantwortung über das gesamte Baugebiet, d.h. sie sichert sich das Vorkaufsrecht, erschließt und verkauft die Baugrundstücke. Dies verhindert die Grundstücksspekulation und fordert dadurch niedrige Baulandpreise. Diese Vorgehensweise wird übrigens in vielen Nachbargemeinden erfolgreich praktiziert.

  2. Die Gemeinde verkauft die Grundstücke an Bauwillige nach einem Familien- und Einheimischen-Modell, d.h. Familien mit Kindern (Kinderbonus) und Einheimische haben Vorrang.

  3. Innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Kaufvertrages muss das Grundstück bebaut und selbst genutzt werden. Dies hat den Vorteil, dass Grundstücke nicht wie in der Vergangenheit aus Spekulationsgründen jahrzehntelang brach liegen und das Ortsbild verschandeln. Ein weiterer Vorteil für die Gemeinde ist der schnellere Rückfluss der vorgestreckten finanziellen Mittel.

Verehrte Mitbürger,

viele die mich kennen werden sich fragen: Warum hat der Verfasser des Artikels dies in seiner langjährigen Gemeinderatstätigkeit nicht umgesetzt?" Die Gründe warum dies nicht möglich war, möchte ich kurz schildern. Während vieler Jahre meiner Arbeit im Gemeinderat gab es nur zwei Gruppierungen, die SPD und die mit absoluter Mehrheit herrschende CSU. Bei der Planung des Baugebietes Bach- und Tannenstraße wurde das Vorkaufsrecht von der SPD-Fraktion jeweils beantragt, aber von der CSU-Mehrheit mit teilweise persönlich diffamierenden Unterstellungen abgeschmettert.

Es wurde uns unterstellt, wir wären Kommunisten, denn das Vorkaufsrecht käme einer Fremdbestimmung oder einer Enteignung gleich. Den Einwand, dass durch die Ausweisung von Bauland die Grundstücksbesitzer einen enormen Zugewinn haben und von Enteignung deshalb nicht gesprochen werden könne, konterte man mit dem Vorwurf, man wäre ein Neidhammel. Es war damals unmöglich, gegen die absolute CSU-Mehrheit unsere Ideen zu verwirklichen.

Nun prägen neue Gesichter den derzeitigen Gemeinderat und ich bin mir sicher, dass dieser Rat manches auf den Weg bringt und auch verwirklicht, was damals nicht möglich war.

Ich wünsche den Verantwortlichen unserer Gemeinde eine Portion Glück, Kompromissbereitschaft und auch Standfestigkeit bei der Umsetzung der anstehenden Aufgaben.

Werner Laudehr