Tegernheimer Echo 2008, Nr. 1 - (34. Jg.)

In den 80er Jahren des letzten Jahrtausends dröhnte es aus den Lautsprechern "Ich will Spaß - ich geb' Gas! Der Sänger der neuen deutschen Welle, Markus, prophezeite in einer Schreckensszene einen damals unvorstellbaren Benzinpreis, in dem er lauthals tönte:

Und kost' Benzin auch drei Mark zehn, scheißegal, es wird schon geh'n.

Heute, rund 25 Jahre später haben wir uns mit diesen Preisen arrangiert, auch wenn die wenigsten sie akzeptiert haben. Viele haben auf wirtschaftliche Dieselfahrzeuge umgestellt, und werden nun überrascht, dass sie für Diesel den gleichen Preis wie für Benzin oder Superbenzin zu zahlen haben. Dieser liegt derzeit bei rund 1,52 Euro, womit die Prophezeiung aus den 80ern fast erfüllt wäre.

Am Fahrzeugsektor spekulieren viele Kunden mit Alternativen, sei es die Neuanschaffung eines Hybridfahrzeuges, das durch zusätzliche Elektromotoren Emissionen reduziert und Verbrauchsenkung verspricht, oder der Erwerb eines CNG-(Compressed Natural Gas) Fahrzeuges, das mit Erdgas unter hohem Druck (~ 200 bar) in einem zusätzlichen Tank betrieben wird.

Für Besitzer eines benzingetriebenen Gebrauchtfahrzeuges stellt sich auch noch die wirtschaftlichere Nachrüstlösung eines LPG-(Liquid Petroleum Gas) betriebenen Motors, dessen Gasgemisch aus Butan und Propan besteht und mit einem Druck von 5 - 10 bar verflüssigt im Tank gespeichert wird.

Die Besitzer eines gasbetriebenen Fahrzeuges, können mit niedrigeren Kraftstoffpreisen bis etwa 2018 rechnen, bis dahin soll die niedrige Besteuerung erhalten bleiben. Derzeit betragen die Marktpreise ca. 90 Cent für Erdgas (CNG) und ca. 70 Cent für Flüssiggas (LPG).

Aber nicht nur am Mobilitätssektor sind wir auf der Suche nach wirtschaftlicheren Lösungen. In unserer Gemeinde, unseren Arbeitsstätten und vor allem unserem Zuhause verbrauchen wir täglich Energie. Bei ständig steigenden Energiepreisen wird der Anteil des privaten Einkommens immer größer, der für die Bereitstellung dieser Energie aufgewendet werden muss. Beunruhigend kann die kontinuierliche Erhöhung des Weltrohölpreises verfolgt werden, der erst Anfang 2007 bei ca. 60 Dollar/Barrel und derzeit bei ca. 135 Dollar/Barrel steht.

So sind daran gekoppelt die Heizölpreise (Mittelwert ca. 95,4 Euro/100 Liter) und die Erdgaspreise (Mittelwert 7,50 ct/kwh ~ 75 ct/m3) auf Höchstwerte gestiegen. Für Erdgas ist im Herbst mit einer weiteren Erhöhung bis zu 40% zu rechnen.

Diese Entwicklung wird vermutlich so anhalten, so dass nur durch Einsparungen im Verbraucherverhalten und durch Ausweichen auf alternative Energien und nachwachsende Rohstoffe eine merkliche Kostenreduzierung erreicht werden kann.

Zum Vergleich sei an dieser Stelle der Preis für nachwachsende Energieträger wie z.B. Holzpellets oder Hackschnitzel aus gemischtem Hart- und Weichholz genannt: Holzpellets ~ 190 Euro/t entspricht Heizöl ~ 40ct/l Hackschnitzel je Schüttraummeter (srm) ~ 12 Euro/srm entspricht nach kwh 0,014 Euro/kwh. Der Vorteil dieser Energien liegt mit Sicherheit auch, in der bisher noch sehr geringen Besteuerung.

Weitere technische Alternativen bieten der Einsatz von Solarenergie in der Haustechnik (Solarthermie und Photovoltaik). Brennwerttechnik, Nutzung der Erdwärme und Grundwassers (Wärmepumpen), Blockheizkraftwerke, Fernwärme, Nutzung von Windkraft, Biogas und Biomasse usw.

Ohne fachlich kompetente Beratung steht man der Fülle an Möglichkeiten und Risiken ziemlich alleine gelassen gegenüber. So gibt es für den privaten Bauherrn die Möglichkeit sich durch einen Energieberater eingehend mit Hilfe eines energetisches Konzeptes für sein Anwesen für die Zukunft fit zu machen.

Kontaktadresse hierzu ist in der Regel die eigene Hausbank und die kfw-Bankengruppe, die als Förderbank mehrere Programme zur Gebäudesanierung, u.a. das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das Programm für ökologisches Bauen, das Programm für Förderung erneuerbarer Energien oder das Programm zur Solarstromerzeugung bereithält.

Für unsere Gemeinde und deren Bürger bietet sich im Landkreis Regensburg eine weitere kompetente Anlaufstelle an. Es soll eine Energieagentur etabliert werden, die von folgenden Partnern getragen wird:

Kommunalen Partnern (Stadt Regensburg, Landkreis Regensburg), Partnern aus der Wirtschaft (REWAG, EON Bayern AG, Sparkasse Regensburg, Schmack Biogas, Deutsche Bioenergie AG, Iliotec Solar GmbH, Ostwind GmbH, Sonnenkraft GmbH, Aufwind Schmack GmbH Neue Energien, Zentrum für rationelle Energieanwendung und Umwelt GmbH, etc.)

Kammern und Innungen (Industrie- und Handelskammer Regensburg, Handwerkskammer Niederbayern Oberpfalz, HSK-Innung, Kaminkehrer-Innung, HSK-Innung, Kammkehrer-Innung)

Das wirtschaftspolitische Ziel der Energieagentur ist die Etablierung von Regensburg als Energie-Kompetenz-Standort. Es sollen mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze durch Innovationen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien geschaffen werden. Die Energieagentur soll Einfluss nehmen auf gute Rahmenbedingungen und Standfaktoren für den Energiesektor und dabei die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Forschung, Entwicklung und Wirtschaft unterstützen. Wissenstransfer, Innovationen, Kooperationen und Erfahrungsaustausch vorantreiben, Bildung, Schulung, Weiterbildung und Know-how fördern, Marketing, PR und Imagepflege steuern und sich an Messen beteiligen.

Dabei wurden folgende Aktionsfelder als potentielle Arbeitsschwerpunkte der Energieagentur definiert:

  • Lokaler Cluster Energie
  • Energieeffizienz in Unternehmen
  • Kommunales Energiemanagement
  • Erschließung von Energiepotentialen in der Region
  • Öffentliche Beratungsstelle

Privathaushalte könnten durch Initialberatungen von wirtschaftlichen Energieeinsparmaßnahmen und Energieversorgungsvarianten profitieren, an Energieberatungstagen und -Sprechstunden teilnehmen, Zugriff zu Telefonhotline und Förderdatenbanken haben, sowie mit Broschüren und Literatur zu energierelevanten Themen versorgt werden. Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit könnten die Bürgerinformation unterstützen.

Diese Serviceleistungen sind nicht ganz umsonst, jedoch gemessen an dem Angebot als günstig zu bezeichnen. Die Mitgliedschaft einzelner Kommunen des Landkreises Regensburg soll mit 10 Cent pro Einwohner und Jahr bemessen werden, für Tegernheim wurde das einen jährlichen Beitrag von ca. 460 Euro bedeuten. Dieser Beitrag dürfte uns die Sicherheit wert sein, einem kompetenten Netzwerk zugehörig zu sein, in dem aktuelles Wissen, Innovationen und wichtige Informationen zur Förderung und Energiemanagement vermittelt werden. Und so könnte unser neues Motto lauten: "Ich will Spaß - ich spar' Gas!"

Norbert Seitz