Tegernheimer Echo 2007, Nr. 1 - (33. Jg.)

Das Baugesetz wurde reformiert, damit die Branche wieder einen Aufschwung erleben soll und somit Arbeitsplätze erhalten bzw. zusätzliche geschaffen werden können.

Da werden u.a. die Kommunen aufgefordert, mit Grund und Boden im Ort behutsam umzugehen, bevor sie neue Gebiete ausweisen. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange dies im vernünftigen Rahmen erfolgt. Genau bei diesem Punkt kommt jedoch die Kehrseite der Medaille zum Tragen.

Wenn Gesetze nicht von A - Z durchdacht sind, gibt es immer wieder "findige Leute", welche die neugeschaffenen Paragraphen mit List umgehen, um sich Vorteile zu verschaffen, ohne Rücksicht auf die Natur und die gravierenden Nachteile für andere Menschen.

Leider geschieht dies seit einiger Zeit auch immer öfter in Tegernheim.

Es gibt bald keinen Ortsteil mehr, der nicht von diesem Raubbau an der Natur betroffen ist. Das jüngste Beispiel ist die Bauvoranfrage für das "Hünlich-Grundstück" in der Ringstraße. Dieses ungewöhnliche Biotop für die Vogel-, Pflanzen- und Insektenwelt soll nun auch in ein absolut steriles Wohngebiet verwandelt werden.

Hinzu kommt, dass eine so dichte Bebauung nicht nur das ökologische Gleichgewicht empfindlich stört, sondern dass sich auch negative Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur und das Entwässerungssystem ergeben.

Im April hatte der Heimat- und Geschichtsverein zum Thema "Hochwasserschutz in Tegernheim" einen Referenten eingeladen. der am Ende seines Vortrages von mehreren besorgten Bürgern gefragt wurde, wie sich diese massive Baulückenschließung auf das Grundwasser und die Abwasserbeseitigung auswirkt, wenn die Sickerflächen immer mehr reduziert werden.

Diese Fragen konnte er aufgrund seiner Zuständigkeit für Hochwasserprobleme nicht eindeutig beantworten, er verwies jedoch darauf, sich wegen weiteren Auskünften an das Wasserwirtschaftsamt zu wenden. Wäre es nicht die Pflicht der Gemeindeverwaltung sich solche Informationen zu besorgen und diese an die Einwohner weiter zu geben?

In allen Medien wird derzeit auf den Klimawandel hingewiesen. Unter der Überschrift "Hochwasserschutz für Schwabelweis und IM" (in der MZ vom 10.05.) machte Baudirektor Erich Eichseer vom Wasserwirtschaftsamt darauf aufmerksam, dass sich in den nächsten Jahrzehnten zwar die Gesamtniederschlagsmenge nicht wesentlich ändern, die Intensität der Niederschläge aber deutlich zunehmen wird.

Sind das nicht Warnsignale genug! Wenn Gesetze nur Produkte von Gedankenlosigkeit und wirtschaftlichen Interessen sind. müssen immer erst Katastrophen eintreffen, damit falsche Entscheidungen revidiert werden.

Als gewählte Volksvertreter müssten Landräte, Bürgermeister und alle zuständigen Fachleute die Ministerien mit Nachdruck auf die regionalen Probleme und Auswirkungen hinweisen.

Die Wirklichkeit sieht zumeist aber ganz anders aus. Der Dialog mit den Bürgern wird nur in Lippenbekenntnissen bei Wahlen oder Festveranstaltungen zum Besten gegeben (wie z.B. "Gärten sind Wellness-Oasen") - die praxisnahe Meinung des Volkes wird jedoch in den meisten Fällen ignoriert.

Man verschanzt sich lieber hinter Gesetzen und Paragraphen, das verursacht weniger Arbeitsaufwand, dabei wäre mit ein bisschen guten Willen manch gangbarer Weg zu finden.

Im Ernstfall, zahlt immer der Bürger die Zeche. Eine faire, glaubwürdige Politik in den Gemeinden käme allen Einwohnern zugute, Ignoranz, Geldgier und Mauscheleien nur wenigen. Wenn die Menschen das Gefühl haben, sie sind nur Figuren in einem Spiel, die Regeln aber machen Andere, wächst die Politikverdrossenheit weiter.

Raimund Daßberger, sen.