Nach der Bauvoranfrage von Bürgermeister Hofer zur Errichtung von zwei Sechsfamilienhäusern auf seinem Grundstück in der Kirchstraße, muss endgültig damit gerechnet werden, dass der Ortskern von Tegernheim in eine vorstädtische Wohnlandschaft umgewandelt wird.
Am 16.11.2006 erteilte der Bauausschuss mit 3 : 2 Stimmen dieser Voranfrage das Einvernehmen. Nachdem Herbert Wesselsky und andere Gemeinderäte eine Überprüfung dieses Beschlusses nach Artikel 32 der Gemeindeordnung beantragt hatten, wurde in der Gemeinderatssitzung vom 30.11.2006 dieser Tagesordnungspunkt neu angesetzt und schließlich sprach sich eine knappe Mehrheit für das Bauvorhaben vom Bürgermeister aus.
Aus der Sicht eines Nachbarn und Zuhörers möchte ich Ihnen liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger schildern, wie dieses Ergebnis zustande gekommen ist. Die Antragsteller der Nachprüfung haben in ihrer Begründung zu Recht auf die massive Belastung der umliegenden Wohnbebauung sowie die Verkehrssituation hingewiesen. Im Umkreis von 50 Metern wurden bereits fünf Projekte dieser Größenordnung gebaut.
Mit Empörung musste ich feststellen, wie einseitig die Befürworter aus den Reihen der FWG und Teilen der CSU mit ihrem Mandat als Bürgervertreter umgegangen sind. Keiner dieser Gemeinderäte hat in der Stellungnahme pro Bauvorhaben Hofer ein einziges Wort über die berechtigten Belange der angrenzenden Nachbarn verloren.
Nichtbetroffene können anscheinend nicht nachvollziehen, wie sich Bürger fühlen, die ihr Grundstück naturnah und nachbarschaftsfreundlich gestaltet haben, wenn um sie herum eine Beton- und Steinlandschaft geschaffen wird. Gemeinderat Mazzotta sorgte sich mehr um das wirtschaftliche Wohlergehen des Bauträgers, als dass er auf die massive Wohnverdichtung mit ihrer enormen Lärm- und Abgasbelastung Für die Umgebung eingegangen wäre.
Seine unsägliche Bemerkung "der Hexenjagd" gegen den Bürgermeister war ebenso unangebracht, wie die Behauptung, dass die Kritiker des Baus aus "reinem Populismus" gehandelt hätten.
Auch Gemeinderat Beier müsste sich nicht nur als Ortsbildbewahrer vorkommen, wenn er gegen die Errichtung dieser 2 Sechsfamilienhäuser mit 18 Stellplätzen auf einem Grundstück mit 1100 m2 gestimmt hätte. Er sollte sich vielmehr darüber Gedanken machen, dass die umliegenden Grundstücke, der seit mehreren Generationen ansässigen Nachbarn, durch weniger Sonneneinstrahlung beträchtlich an Wert verlieren.
Die Befürworter wissen scheinbar auch nicht, dass nach Erfahrungswerten aus anderen Gemeinden, die Bewohner großer Mehrfamilienhäuser eher anonym bleiben wollen und nicht selten häufige Mieterwechsel nachbarschaftliche Beziehungen, wie sie in einem Dorf üblich sind , erschweren. Deshalb sollte der Gemeinderat eine weitere Verdichtung des Ortskerns untersagen.
Ein Bürgermeister, der im Gegensatz zu vielen Kollegen in den umliegenden Gemeinden nicht die Bürgerinteressen, sondern vehement das Konzept eines Bauträgers befürwortet und sogar selbst auf diesen Zug aufspringt, ruft mehr als Unverständnis hervor. "Sonntagsreden", wie die Würdigung der "Gartler" des OGV verkommen zur Farce, wenn er beim eigenen Bauprojekt das genaue Gegenteil macht.
Meiner Meinung nach müsste auch im Landratsamt ein Umdenken erfolgen. Das Ortsbild und die Nachbarschaftsinteressen sollten bei den Planüberprüfungen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken, auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, dass dies nach dem geltenden Baurecht nicht mehr zwingend notwendig ist.
Die zuständigen Sachbearbeiter sollten nicht nur nach dem trockenem Gesetzestext vom Schreibtisch aus das Einvernehmen erteilen, sondern Bürgernähe zeigen und sich vor Ort ein Bild von der Situation machen.
Nun liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger können sie selbst entscheiden, was sie von dieser Abstimmung halten.
Ich hoffe, dass bei allen Verantwortlichen baldigst die Vernunft Einkehr halten wird, damit im Tegernheimer Ortskern noch ein kleiner Rest mit dörflichem Charakter erhalten bleibt.
Raimund Daßberger sen.