Tegernheimer Echo 2006, Nr. 1 - (32. Jg.)

In die Gemeinderatssitzung vom 18.02.2004 wurde der REWAG-Vorsitzende Herr Norbert Breidenbach eingeladen. Grund war die vor kurzem erfolgte Übernahme des Wasserwerkes der Gemeinde Zeitlarn. Bei einem Besuch der drei Bürgermeister in der benachbarten Gemeinde habe man sich von den optimistischen Aussagen des dortigen Bürgermeisters überzeugen lassen, dass angesichts der gestiegenen Hygienevorschriften dieses Modell auch für Tegernheim von Vorteil wäre, sagte der Bürgermeister einleitend. Breidenbach sah in der Kooperation zwischen Gemeinde und Rewag zahlreiche Vorteile für beide Seiten. Durch die neue Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2003 sei jede Gemeinde zu einer verstärkten Kontrolle verpflichtet. Dafür habe sie meist kein eigenes Personal. Auch könne die Rewag eine "Rund-um-Überwachung" des Netzes gewährleisten und bei Störungen schnell handeln.

Bei einer Leitungsübernahme durch den Wasserversorger trage dieser auch zukünftige Investitionen sowie etwaige Wasserverluste. Für die Rewag selbst ergäben sich Vorteile durch eine bessere Auslastung des hauseigenen Personals. Im Anschluss stellte Breidenbach die drei Kooperationsmodelle vor. Als einfachste Variante gebe es das Betriebsführungsmodell. Eine zweite Variante sei das Betreibermodell, bei dem die Rewag sowohl die Betriebsführung wie auch die Gebührenhoheit besitze. Bei der dritten Variante, dem Konzessionsmodell, kauft die Rewag das gesamte Wasserversorgungsnetz von der Gemeinde und wird alleiniger Besitzer.

Zum Ende des Jahres 2004 kam es zu einer weiteren Aussprache im Gemeinderat. Hier einige Auszüge daraus:

Zu Beginn der Aussprache verlas der Bürgermeister die von der Verwaltung ausgearbeitete Beschlussvortage. Ausgehend vom Ertragswertgutachten des Ingenieurbüros würde eine Absenkung des Wassergrundpreises auf das Regensburger Preisniveau von derzeit 1,07 Euro pro Kubikmeter in den nächsten Jahren zu einem negativen Ertragswert von rund drei Millionen Euro führen. Aus diesem Grunde sei die Rewag nur bereit das gemeindliche Leitungsnetz zum symbolischen Preis von einem Euro zu übernehmen, wenn der Wasserpreis auf dem derzeitigen Preisniveau von 1,70 Euro gehalten werde. Eine Erhöhung des Preises für Tegernheim würde erst erfolgen, wenn auch im Regensburger Versorgungsgebiet der Preis über 1,70 Euro klettert.

Bürgermeister und Verwaltung vertraten deshalb die Ansicht, dem Bürger könne nicht vermittelt werden, dass eine funktionierende Wasserversorgung zum Nulltarif an einen anderen Versorger gegeben werde und der Bürger keinen Vorteil habe. Nach mehreren Diskussionen und einem weiterem Jahr ist es nun endlich so weit:

Der 2. Juni 2006 werde in der 1200-jährigen Geschichte Tegernheims ein denkwürdiger Tag bleiben, betonte der Bürgermeister bei der Vertragsunterzeichnung mit den Vorsitzenden der Rewag. Diesem Vertrag, mit einer Laufzeit von 20 Jahren, gingen umfangreiche Untersuchungen, Bewertungen und ein Gutachten voraus.

Mit der Unterzeichnung durch Bürgermeister Hofer und die Rewag-Vorsitzenden Norbert Breidenbach und Peter Wolfrum ist die Rewag rückwirkend zum l. Januar 2006 für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde Tegernheim mit ihren rund 4.500 Einwohnern zuständig. Ausschlaggebend war für den Gemeinderat letztendlich die seit 2003 geltende neue Trinkwasserverordnung und der damit verbundene hohe finanzielle Aufwand gewesen, den Tegernheim angesichts leerer Kassen nicht tragen könne, so der Bürgermeister. Einen Euro bezahlte die Rewag für das Wasserwerk und das Leitungsnetz, außerdem noch 100.000 Euro, die die Gemeinde während der Vertragsverhandlungen investiert hatte (z.B. Netzverlegung bei Raiffeisenbank). Tegernheim zieht mit dem Verkauf die Konsequenz eines kleineren Wasserversorgers, dem mit der Trinkwasserverordnung und weiteren geplanten Liberalisierungsbestrebungen enorme Probleme bereitet werden. Probleme ergaben sich jedoch auch mit der Verteilung des Wassere, da infolge von Rohrbrüchen bis zu 50 Prozent verloren gingen.

Es wurden zum einen der Kaufvertrag über den Erwerb des Rohrleitungssystems geschlossen und zum anderen ein Konzessionsvertrag, der dem Unternehmen für 20 Jahre das Recht einräumt, auf Gemeindegrund Leitungen zu verlegen und zu warten. Vorstandsvorsitzender Breidenbach gab zu, dass die Betreuung des Nutzers schwierig sein werde, aber man habe zugesagt, den Preis für den Kubikmeter Wasser bis 2014 stabil zu halten.

Viele der hier geschilderten Dinge konnte man bereits in der Zeitung lesen, ich habe sie aber zum Verständnis nochmals aufgeführt.

Leider hat es zu lange gedauert bis man sich endlich durchgerungen hatte, das Wasserleitungsnetz zu verkaufen. Denn einen Vorteil haben alte Bürger von Tegernheim auf alle Fälle: Wäre das Wasserleitungsnetz weiterhin von Tegernheim gewartet worden, kann man davon ausgehen das der Wasserverlust sich auf mehr als 50% erhöht hätte. Und dies in einer Zeit, in dem die natürlichen Ressourcen dieser Wett immer knapper werden. Vor allen Dingen auch beim Wasser. Wer kann es sich leisten, mehr als 50% seines Trinkwassers einfach wegzuschütten. Wenn die Gemeinde nicht in der Lage ist, das Wasserleitungsnetz aus Kostengründen so zu warten, dass der Wasserverlust in annehmbaren Grenzen gehalten werden kann, muss man eben Jemanden suchen, der das kann. Hätte man das Problem von dieser Seite betrachtet, hätte man schon viel früher zu diesem Ergebnis kommen müssen. Ich freue mich jedenfalls, dass man nun davon ausgehen kann, dass der Wasserverlust in der nächsten Zeit immer niedriger wird. Unsere Kinder werden es uns danken. Nicht immer ist der Preis das ausschlagende Kriterium.

Vielen Dank jenen Gemeinderäten, die sich zu diesem Entschluss durchgerungen haben.

Peter Rempter