Tegernheimer Echo 2005, Nr. 1 - (31. Jg.)

Im August wird nun trotz massiver Proteste von Erzieherinnen, Elternvertretern, Verbänden und Gewerkschaften das neue "Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz" (BayKiBiG) in Kraft treten. Auch die SPD-Landtagsfraktion hat sich in mehreren Initiativen im Landtag und in vielen Informationsveranstaltungen für eine Verbesserung des Gesetzes stark gemacht. Jochen Wahnscharfe, Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses im Bayerischen Landtag, stellte fest: "Das Bayerische Kindertagesstättengesetz hätte zu einem Quantensprung für die Kindertagesstätten werden können. Doch stattdessen hat die Staatsregierung einen Gesetzentwurf vorgelegt, der mehr bürokratische denn innovative Züge trägt".

Ich bin in diesem sehr schönen Beruf schon viele, viele Jahre tätig und habe einiges an Reformbewegungen erlebt. Aber was dieses BayKiBiG den Leiterinnen der Kindertagesstätten, den Trägem, den Eltern und nicht zuletzt den Gemeinden abverlangt, ist an Bürokratie nicht mehr zu überbieten.

Hier nur einige von vielen Defiziten des neuen Gesetzes:

  • Die Wahlfreiheit der Eltern bezüglich der Auswahl der Kindertagesstätte wird erheblich eingeschränkt, da überörtliche Einrichtungen nicht gefordert werden. Mit gleichem Finanzrahmen sollen mehr Kinder betreut werden
  • Die Mittel müssen zukünftig statt für ca. 375.000 Kinder im Alter zwischen 3 und 7 Jahren, für mehr als 1,3 Millionen Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren reichen.
  • Qualitative Mindeststandards, wie z.B. Raumgröße, Krankheitsvertretung, Verfügungszeiten,... entfallen. Die Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen werden sich somit verschlechtern.

Meine Forderungen an die Bayerische Staatsregierung:

Schafft ein Gesetz, das Einrichtungen mit flexiblen und längeren Öffnungszeiten finanziell unterstützt, den Eltern die Wahlfreiheit der Einrichtung ermöglicht und dem pädagogischen Personal den Raum und die Zeit einräumt, um qualitativ gute Arbeit zu leisten!

Renate Hirschmann
Kindergarten- und Hortleiterin