Tegernheimer Echo 2004, Nr. 1 - (30. Jg.)

Den Kreisel im Tegernheimer Westen, 2001 geplant und 2002 beschlossen und gebaut, und die Anbindung des Ortes, kann wie vieles andere in unserem Heimatort mittlerweile als Kuriosum bezeichnet werden.

Die Planung des Kreisverkehrsplatzes sah bereits 2001 vor, dass die Hochstraße gekappt wird und im Süden des ehemaligen Nettomarktes eine Verbindung zum Kreisel entsteht. Nachdem erste Gespräche des Bürgermeisters mit dem Besitzer des ehemaligen Nettogrundstücks, aus welchen Gründen auch immer, gescheitert waren, konnte weder die benötigte Verbindung zur Von-Heyden-Straße noch der Kreisel in seiner ursprünglichen Lage gebaut werden.

Da der Kreisel (die neuen Supermärkte waren schon fast fertig!) im Sommer 2002 dringend benötigt wurde, verschob man ihn einfach etwas nach Westen. Diese mit nicht unerheblichen Kosten verbundene Verschiebung wurde notwendig, da vom Netto-Grundstücksbesitzer kein Quadratmeter zu erhalten war. Daraufhin erließ die Gemeinde eine Veränderungssperre und beschloss eine Änderung des Bebauungsplanes in diesem Bereich.

Im Sommer 2003 "einigte" sich der Bürgermeister laut MZ-Bericht mit dem Besitzer über den Vertäut der Verbindungsstraße im Süden und ließ als Good-Will-Zeichen gleich die beiden großen Pappeln fällen.

Aber Pustekuchen - der Grundstücksbesitzer stellte danach wieder neue Forderungen. (Warum die ungeklärten Probleme nicht vor dem Fällen geklärt wurden ist mir und sicher auch manchem von Ihnen nicht verständlich)

Im Spätherbst 2003 schließlich kaufte die Gemeinde von den südlichen Angrenzern des ehemaligen Nettomarktes einen drei Meter breiten Streifen, übrigens zu Gewerbebaulandpreis.

Zwischenzeitlich hatte der Grundstücksbesitzer gegen den vom Gemeinderat beschlossenen Bebauungsplan zahlreiche Einwände vorgebracht und sogar mit Klage gedroht.

Auf nachhaltiges Drängen des Bürgermeisters beschloss der Bauausschuss die Zurückweisung dieser Einwände und die Androhung eines "Enteignungsverfahrens". Auf meine Nachfrage, ob dieses Vorgehen mit einem Anwalt besprochen worden sei, meinte das Gemeindeoberhaupt, dies sei nicht notwendig. Ich hoffe er hat recht, denn sonst steht die Gemeinde dumm da.

Im März 2004 schließlich berichte der Bürgermeister, dass der gekaufte Grundstücksstreifen nun vermessen worden sei und nach einer Aufschotterung wenigstens einseitig befahrbar gemacht werden solle. Nach kurzer Diskussion war die Mehrheit des Gremiums ohne formelle Abstimmung mit dieser Maßnahme einverstanden.

Mittlerweile sind wieder drei Monate ins Land gezogen und auch von einem provisorischen Anschluss des westlichen Ortsteils an den Kreisel ist weit und breit nichts zu sehen. Übrigens - von der Bebauungsplanänderung habe ich schon seit einem dreiviertel Jahr nichts mehr gehört.

Vielleicht, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist Ihnen die Lösung dieses kleinen Problems nicht besonders wichtig, vielleicht sind Sie als Anwohner der Hochstraße sogar erfreut, dass momentan kein Verkehr nach Westen fließt, vielleicht kennen Sie als Mittelberg- oder Bienenweganrainer dieses Problem gar nicht ~ dann seien Sie froh. Aus meiner Sicht hätte sich die Gemeinde angesichts der knappen Finanzen allerdings dann viel Geld für Planung und Grundstückskäufe sparen können.

Apropos sparen, der Erbauer des neuen Nettomarktes hat sich bis heute die Zahlung von 38.000 Euro Zuschuss zum Kreisel gespart, weil auch hier Bürgermeister und Verwaltung ihre Arbeit nicht richtig gemacht haben. Mittlerweile wurde diese Summe auch aus dem Haushalt gestrichen, so sparen wir uns zukünftig auch das lästige Nachfragen um diese kleine Summe.

Herbert Wesselsky, SPD-Sprecher im Gemeinderat