Tegernheimer Echo 2009, Nr. 1 - (35. Jg.)

Herbert Wesselsky Bei einer Infoveranstaltung zum Thema "Die neue Mittelschule" als Weiterentwicklung der Hauptschule: Chancen, Risiken und Nebenwirkungen für Tegernheim, bei der übrigens kein CSU-Gemeinderat anwesend war, erklärte der Leiter des staatlichen Schulamts Heribert Stautner, dass er (und das Kultusministerium) in der neuen Schulform kein Risiko, sondern nur Chancen sehe.

Das Ziel der Hauptschulreform seien größere Schuleinheiten, mit der "sowohl kleinere Schulstandorte erhalten sowie auch das schulische Angebot erweitert werden" könne, stellte der Regierungsvertreter fest. Eine Mittelschule sei eine größere Hauptschule, die neben einer beruflichen Ausrichtung in Technik, Wirtschaft und Soziales auch einen M-Zug sowie ein Ganztagesangebot anbieten müsse.

Dazu sollten sich kleinere Schulen zu so genannten "Schulverbünden" zusammenschließen. Und nach den Erkenntnissen des Schulamtes sei für Tegernheim ein Verbund mit Wörth a.d. Donau genau das Richtige, sagte der oberste Schulmann. Grundsätzlich könne die Gemeinde zwar "frei entscheiden", aber da wir bereits mit Donaustauf einen Schulverband haben, müsste Tegernheim eben gemeinsam mit Donaustauf und damit mit Wörth zusammengehen.

Für die meisten Schüler und Eltern würde sich mittelfristig nicht viel ändern, sagte der Schulamtsdirektor, da aufgrund der bekannten Schülerzahlen Donaustauf auch weiterhin Hauptschulstandort bleibe. Lediglich Schüler mit einer Fachrichtung, die in Donaustauf nicht möglich ist, und die Schüler des M-Zuges müssten künftig statt nach Neutraubling auch nach Wörth fahren. Auf mehrfache Nachfrage bestätigte der Amtsvertreter, dass es für diese Schüler keine Wahlmöglichkeit gäbe, nähere Schulen in Neutraubling oder auch in Regensburg zu besuchen.

Im Gegensatz zur vor Jahren von oben herab beschlossenen sechsklassigen Realschule gibt die bayerische Staatsregierung diesmal den "Schwarzen Peter" an die Gemeinden und ihre politischen Vertreter weiter, ohne dass eine echte Entscheidungsfreiheit besteht. Für viele Tegernheimer Hauptschüler wird die "Reform" mit Nachteilen verbunden sein.

Entscheidet sich die Gemeinde für den seit Jahren gut funktionierenden Verbund mit Donaustauf und damit für Wörth, ergeben sich für einen Tei! der Schüler Nachteile, entscheiden wir uns für Neutraubling oder Regensburg, müssen unsere Hauptschüler künftig eine wesentlich größere und dadurch eventuell unpersönlichere Schule besuchen. Allerdings kann auch sein, dass uns die Regierung diese schwierige Entscheidung noch abnimmt.

Herbert Wesselsky, Gemeinderat

PS: Erlauben Sie mir noch ein Wort zur Situation an der Grundschule. Wie Sie aus der Presse wissen, gab es bei der Betreuung unserer Grundschüler ein kleines Problem. Aufgrund verschiedener Unklarheiten und Fehlinterpretationen wurden an der gebundenen Grundschule insgesamt drei zusätzliche pädagogische Kräfte beschäftigt. Diese kosteten die Gemeinde im vergangenen Jahr rund 82.000 Euro. Leider gibt der Freistaat für diesen wichtigen Schultyp nur 1.000 (in Worten: eintausend) Euro pro Klasse Zuschuss. Rechnet man den Pflichtanteil der Gemeinde von 5.000 Euro dazu, hätten wir insgesamt nur 18.000 Euro für weiteres Personal ausgeben müssen.

Da für die Beschäftigung der drei Kräfte an der Schule weder ein Vertrag noch das nötige Geld in dieser Höhe vorhanden war, zog der Träger die Damen von der Schule ab. Als Gemeindevertreter kann ich den Protest der Eltern verstehen, die mir in einem Brief die Arbeit der drei Damen als wertvoll und notwendig schilderten. Bei allem Verständnis möchte ich jedoch klarstellen, dass für Personalausgaben im Bildungsbereich der Staat und nicht die Gemeinde zuständig ist. Gemeinsam mit meinen Gemeinderatskollegen und Bürgermeister Hirschmann werde ich mich aber dafür einsetzen, kleinere Verbesserungen im kommenden Jahr zu ermöglichen. Die Eltern bitte ich gleichzeitig, sich mit Briefen und Eingaben an die zuständigen Landtagsabgeordneten sowie das Kultusministerium zu wenden, denn:

Mit 1.000 Euro Staatszuschuss pro Ganztagsklasse kann selbst eine engagierte Schule keine besonderen Bildungsprogramme durchführen.